Kabelfernsehen:"Gefahren für die Medienvielfalt"

Lesezeit: 1 min

Mehrere Verbände warnen vor der geplanten Fusion von Vodafone und Unitymedia. Die Sender müssten dann die Konditionen des neuen Konzerns akzeptieren - und Verbraucher Preiserhöhungen. Vodafone weist dies zurück.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Obgleich Mediatheken und Dienste wie Netflix mehr und mehr Anklang finden: Noch immer nutzen etwa 17 Millionen Haushalte in Deutschland Kabelfernsehen. Wie attraktiv dieses Geschäft ist, beweist eine Milliardenfusion: Die Firma Unitymedia, die das Kabelnetz in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen betreibt, soll an den Konkurrenten Vodafone gehen, der in den restlichen Bundesländern vertreten ist. Die EU-Kommission prüft den geplanten Zusammenschluss derzeit - und wird ihn zumindest nicht ohne Auflagen oder Zugeständnisse genehmigen, wie Beteiligte sagen.

Mehrere Verbände gehen nun noch weiter und bezeichnen die Übernahme als "nicht genehmigungsfähig". Sie berge "erhebliche Gefahren für die Medienvielfalt in Deutschland", warnen der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) und der Verband Privater Medien. Fernsehsender müssten die Konditionen des fusionierten Konzerns akzeptieren, wenn sie ihre Inhalte künftig per Kabel-TV ausstrahlen wollten, befürchten die Kritiker. Auch hätte Vodafone nach der Übernahme eine "dominante Position" auf dem Markt für exklusive Übertragungsrechte.

Der fusionierte Konzern käme zudem auf "70 bis 80 Prozent Marktanteil" auf dem sogenannten Gestattungsmarkt, kritisieren die Verbände: Dabei geht es um Verträge, die viele Wohnungsunternehmen mit TV-Anbietern schließen, um ganze Mietshäuser zu verkabeln. "Verbraucher hätten durch Preiserhöhungen und schwindende Angebotsvielfalt elementare Nachteile", warnen die Kritiker. Mehrere Millionen Kabelkunden nutzen ihren Anschluss auch zum Surfen und Telefonieren.

Vodafone hat die Bedenken bereits mehrmals zurückgewiesen. Der Konzern werde die Einspeisegebühren für Fernsehsender nach dem Zusammenschluss nicht erhöhen, stellte Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter im Winter in Aussicht. Man strebe auch nicht danach, eigene Inhalte zu produzieren oder Exklusivrechte zu erwerben, "die wir dann für viel Geld einer kleinen Gruppe zugänglich machen", so Ametsreiter. Und um Verträge mit Vermietern hätten Vodafone und Unitymedia auch bisher nicht konkurriert, weil sie die Kabelnetze in unterschiedlichen Bundesländern betreiben.

Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission wollen gemäß bisheriger Planung bis Juni über die beabsichtigte Übernahme entscheiden.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: