Josef Ackermann:Weiter mit Plan A

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Der Mannesmann-Prozess wird für Josef Ackermann voraussichtlich bald Geschichte sein. Er sitzt fester im Sattel denn je und wird Deutschlands größte Bank weiter nach seinem Plan A wie Ackermann formen.

Martin Hesse

Mit der Geldauflage von 3,2 Millionen Euro befreit sich der Chef der Deutschen Bank von dem Risiko, wegen einer Verurteilung als Vorstandsvorsitzender zurücktreten zu müssen.

Sondierte vermutlich beim Staatsanwalt: Josef Ackermann. (Foto: Foto: dpa)

Mit der Justiz muss sich Ackermann nicht mehr herumschlagen, wohl aber mit internen Widersachern und externen Kritikern. Erst recht rückt jetzt die Frage in den Vordergrund, ob Ackermanns Kurs für die Deutsche Bank richtig ist und er selbst der Mann, der die Geldmaschine am besten in die Zukunft steuern kann.

Auffällig gelassen war Ackermann vor und während des zweiten Prozesses aufgetreten. Auch in der Bank herrschte große Ruhe, heißt es im Umfeld der Frankfurter Zwillingstürme. ,,Vermutlich hatten Ackermann und seine Verteidiger schon vor Prozessbeginn beim Staatsanwalt sondiert, ob er sich auf eine Einstellung gegen Geldauflage einlassen würde'', sagt ein Investmentbanker.

Gestaltungsspielraum

Einen Plan B für den Fall einer Verurteilung habe es offenbar nicht gegeben. Jetzt also greift Plan A wie Ackermann. Beobachter sehen den Schweizer an der Spitze der Deutschen Bank noch stärker als zuvor. Ausgestattet mit einem Vertrag bis 2010 und befreit vom Damoklesschwert einer Verurteilung kann der Vorstandschef die Zukunft der Deutschen Bank gestalten. Doch wie stellt er sie sich vor?

2006 hat Ackermann einen Strategieschwenk eingeleitet: Das Ziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent hatte die Deutsche Bank bereits 2005 erreicht, fortan wolle er diese Rentabilität stabilisieren und zugleich den Fokus stärker auf Wachstum richten, kündigte der Vorstandschef bereits im Frühjahr an. Begleitet von öffentlichkeitswirksamen Bekenntnissen zum Heimatmarkt Deutschland, begann Ackermann dann, das Geschäft im Inland und mit Kleinkunden zu stärken.

Stabilere Erträge

Die Deutsche Bank erwarb im Juni für knapp 700 Millionen Euro die Berliner Bank und im August für 420 Millionen das Filialgeschäft der Norisbank. Sein Argument: Die Deutsche Bank brauche die stabileren Erträge aus dem Kleinkunden- und Kreditgeschäft, wenn sich das Umfeld für das Investmentbanking verschlechtern sollte.

Immer wieder kochten in den vergangenen Monaten wegen dieser neuen Linie Gerüchte hoch, die Londoner Investmentbanker um Anshu Jain und Michael Cohrs seien verstimmt über den neuen Kurs. Zugleich hofften sie, so hieß es, Ackermanns Interesse an Deutschland werde abflauen, wenn erst der Mannesmann-Prozess vorüber und Ackermann in Deutschland aus der Schusslinie sei.

Kritiker in Deutschland unterstellten ihrerseits, Ackermann wolle mit dem - tatsächlich teuer bezahlten - Kauf der Berliner Bank mit Blick auf den Prozess vor allem sein Image polieren.

Was auch immer Ackermanns Motive für den neuen Kurs gewesen sein mögen, vieles spricht nach Einschätzung von Beobachtern dafür, dass er ihn fortsetzt. ,,Ackermann will sich sicher nicht dem Vorwurf aussetzen, er habe sich aus taktischen Gründen als Deutschland-Liebhaber ausgegeben'', sagt ein Investmentbanker.

Getroffen

Die Kritik, ein vaterlandsloser Geselle zu sein, habe ihn getroffen. Zudem würde ihn ein Schwenk zurück im Sinne der Investmentbanker als Wackelkandidaten erscheinen lassen, heißt es in Bankenkreisen weiter.

Es gibt aber auch sachliche Argumente, die für Ackermanns Strategie sprechen, das vor allem in Deutschland betriebene Retail-Geschäft zu stärken. Bei Analysten wachsen die Zweifel, dass das Geld im Investmentbanking auch künftig so sprudelt wie im Rekordjahr 2006.

Anleger und Ratingagenturen haben daher auf den neuen Kurs der Deutschen Bank positiv reagiert. Die Aktie ist in den vergangenen sechs Monaten um 14 Prozent gestiegen und liegt bei gut 100 Euro. Deshalb dürfte Ackermann derzeit auch intern schwer angreifbar sein, selbst wenn Jain und Cohrs tatsächlich unzufrieden sein sollten.

"Extrem pflichtbewusst"

Zwar gibt es in Bankenkreisen Gerüchte, Ackermann strebe von sich aus einen vorzeitigen Rückzug an. Doch es gibt in Frankfurt auch Stimmen, die das für unwahrscheinlich halten. ,,Ackermann ist extrem pflichtbewusst und wird in den nächsten Jahren beweisen wollen, dass er es mit Deutschland ernst meint'', sagt ein früherer Mitarbeiter des Schweizers.

Andere Beobachter stellen die Frage nach der Alternative: ,,Weder der Investmentbanker Anshu Jain noch der für das Deutschlandgeschäft zuständige Jürgen Fitschen überzeugen doch als Kandidaten so, dass jeder sagen würde: das ist es.'' Daher werde es bei der Deutschen Bank bald heißen: business as usual.

© SZ vom 27.11.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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