Josef Ackermann:Das Staatsgeld der anderen

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US-Geld für Ackermann: Die Deutsche Bank erhält vom US-Rettungsgeld für den taumelnden Versicherer AIG knapp zwölf Milliarden. Ein Skandal?

Martin Hesse

Wir sind die einzige große deutsche Bank, die bisher ohne Staatshilfe durch die Krise gekommen ist, betont Josef Ackermann bei jeder Gelegenheit. Jene 11,8 Milliarden Dollar, die vom weitgehend verstaatlichten amerikanischen Versicherungskonzern AIG an die Deutsche Bank geflossen sind, hängt der Vorstandschef nicht an die große Glocke.

Josef Ackermann: Für Geld vom deutschen Staat wollte er sich im Oktober noch schämen, mit US-Geld hat er offenbar keine Probleme. (Foto: Foto: dpa)

Auf Druck der amerikanischen Steuerzahler, die AIG bereits mit etwa 180 Milliarden Dollar gestützt haben, musste der einst weltweit größte Versicherungskonzern offenlegen, wohin das Geld geflossen ist. Rund 100 Milliarden Dollar gingen an Kunden im In- und Ausland. Auch andere Banken, von denen es bisher hieß, sie seien gut durch die Krise gekommen, wie Goldman Sachs und Société Générale, sind wie die Deutsche Bank in den Genuss von mehr als elf Milliarden Dollar an AIG-Hilfen gekommen.

Ist das ein Skandal? Nein. Die Zahlen zeigen aber zweierlei: Erstens gibt es wohl auf der ganzen Welt keine größere Bank mehr, die nicht direkt oder indirekt von Staatshilfen profitiert. Ja, vermutlich würde es das ganze Bankensystem so nicht mehr geben, hätten die Regierungen nicht massiv eingegriffen. Dies ist aber - zweitens - gerade der Grund, weshalb Finanzkonzerne wie AIG und hierzulande die Hypo Real Estate gerettet werden.

Bei ihren Kunden würden ohne Staatshilfe derartige Verluste entstehen, dass bei einer AIG-Pleite zahllose weitere Finanzinstitute wie Dominosteine fallen würden.

Das AIG-Geld kommt daher Bankkunden und Steuerzahlern in aller Welt zugute. Die Deutsche Bank und andere hatten sich bei AIG über so genannte Credit Default Swaps in großem Stil gegen Kreditausfälle abgesichert. Nun ist für viele dieser Wertpapiere der Versicherungsfall eingetreten: AIG muss zahlen. Da der Konzern nicht damit gerechnet hat, dass so viele Kunden ihre Versicherung tatsächlich beanspruchen, hat AIG nicht annähernd angemessen Vorsorge dafür geleistet - und das ist der eigentliche Skandal.

Für amerikanische Steuerzahler ist es bitter, dass sie jetzt als Versicherer des Weltfinanzsystems einspringen müssen. Eine Alternative dazu gibt es freilich nicht. Ackermann und die anderen Profiteure der amerikanischen Staatsversicherung müssen dankbar sein, dass die US-Regierung ihr Überleben sichert.

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