Job-Ausgliederung bei BMW:Viel Ärger um einen Phantomplan

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Der BMW-Gesamtbetriebsrat will klagen: Der Autohersteller plane die Auslagerung zahlreicher Jobs. Der Konzern weist den Vorwurf zurück - es gebe keinen Geheimplan.

Michael Kuntz

Der BMW-Gesamtbetriebsrat kündigt eine Klage gegen den Autokonzern an wegen eines angeblichen Geheimplanes für die Ausgliederung zahlreicher Arbeitsplätze. Dabei geht es um Servicemitarbeiter, etwa Küchenpersonal, Betriebsärzte und Sicherheitskräfte.

BMW hat die Existenz eines Geheimplans dementiert. (Foto: Foto: AFP)

Sorge um Geheimplan

Der Vorsitzende der Arbeitnehmervertretung, Manfred Schoch, sieht darin einen "Gesetzesbruch". Laut Betriebsverfassungsgesetz hätte der Betriebsrat rechtzeitig über solche Veränderungen informiert werden müssen. Schoch: "Es gibt Knatsch, wie ihn das Unternehmen noch nicht gesehen hat."

Der Betriebsratsvorsitzende äußerte sich im Nachrichtenmagazin Spiegel; das Münchner Unternehmen dementierte noch am Wochenende die Existenz eines Geheimplanes. Nach Angaben eines BMW-Sprechers gibt es weder eine Entscheidung auf Vorstandsebene noch einen geheimen Plan zur Ausgliederung von Arbeitsplätzen, die nicht zum Kerngeschäft des Autoherstellers gehören.

Lediglich Untersuchung über Belegschaftsstruktur

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat der BMW-Vorstand lediglich im Rahmen seiner im Herbst vorgestellten Spar-Strategie "Number One" eine interne Untersuchung über die Struktur der 108.000 Köpfe zählenden Belegschaft anfertigen lassen.

Dabei ging es auch um die Frage, welche Arbeitnehmer bei BMW beschäftigt sind, ohne sich direkt mit der Herstellung von Automobilen zu befassen. So gehört bei BMW anders als bei anderen Autoproduzenten der Werkschutz noch weitgehend zur Stammbelegschaft. Nur eine Minderheit der für diese Aufgaben zuständigen Mitarbeiter stammt bisher von Sicherheitsfirmen.

Gerichtlich gegen nicht existenten Plan

Wie die Vertreter der BMW-Arbeitnehmer gegen einen offenbar nicht existenten Geheimplan gerichtlich vorgehen wollen, blieb am Wochenende ein Geheimnis des Betriebsrates. Dessen Vorsitzender Schoch ist auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates. Aus dessen Umfeld verlautete, der Gewerkschafter Schoch wolle mit seiner Drohung den BMW-Betriebsrat als kraftvolle Vertretung der Arbeitnehmer positionieren.

Das sei angesichts der Probleme des Konzerns allzu verständlich. So laufen für Hersteller von Luxusfahrzeugen wie BMW die Geschäfte in Nordamerika gerade schlecht. In der vergangenen Woche hatte Mercedes angekündigt, seine Produktion zu kürzen. BMW hatte bereits zum April in Arbeitszeitkonten den möglichen Puffer bei sinkender Nachfrage auf 40 Arbeitstage erhöht.

BMW hat außerdem angekündigt, 3100 Stellen in der Stammbelegschaft und 5000 Zeitarbeiter-Jobs zu streichen. Eine weitere Straffung sei nicht vorgesehen, betonte BMW-Chef Norbert Reithofer am Freitag bei Bekanntgabe der Halbjahreszahlen. Aufgrund schwacher Erträge in den ersten zwei Quartalen gab der Konzern eine Gewinnwarnung für das Geschäftsjahr ab, die die Börse schockierte und den Aktienkurs zeitweilig um zehn Prozent einbrechen ließ.

Der Gewerkschafter Schoch kritisiert auch die Art des Stellenabbaus. So seien zwei Mitarbeiterinnen ohne Beschäftigung einfach sitzengelassen worden, in der Hoffnung, sie würden dann schon einen Aufhebungsvertrag unterschreiben. "Wie tief sind wir denn schon gesunken?" kritisiert er. Das könnten allenfalls Einzelfälle gewesen sein, sagte ein Konzernsprecher am Wochenende. Er kündigte aber eine Überprüfung an.

© SZ vom 04.08.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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