Jetzt ist es amtlich:Deutschland in der Rezession

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Das Statistische Bundesamt hat vorläufige Zahlen bestätigt, wonach die Wirtschaftsleistung in Deutschland in den vergangenen beiden Quartalen gesunken ist. Nach der allgemeingültigen Definition befindet sich die Bundesrepublik damit in der Rezession.

Die deutsche Wirtschaft steckt im Dauertief fest: Ein deutlicher Exportrückgang und leicht gesunkene Investitionen der Unternehmen ließen das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal erneut schrumpfen.

Mit 0,1 Prozent entsprach der Rückgang ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes. Bereits in den ersten drei Monaten dieses Jahres war das BIP um 0,2 Prozent gesunken. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem zweiten Halbjahr.

Die Exporte, die unter der Euro-Stärke und der schwachen Weltkonjunktur litten, sanken nach Angaben der Statistiker vom Donnerstag im ersten Quartal um 2,3 Prozent. Die nur leichte Zunahme der inländischen Verwendung um 0,4 Prozent habe dies nicht ausgleichen können.

Staat konsumierte mehr

Die Konsumausgaben des Staates stiegen im zweiten Quartal um 1,3 Prozent, erstmals legten auch wieder die Investitionen am Bau zu und zwar um 0,3 Prozent.

Die privaten Konsumausgaben stagnierten, nachdem sie in den ersten drei Monaten etwas zugenommen hatten. Die Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen fielen nach einer leichten Erholung in den beiden vorangegangenen Quartalen mit minus 0,1 Prozent schwächer aus.

Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich das BIP im zweiten Quartal sogar um 0,6 Prozent. Allerdings stand ein Arbeitstag weniger zur Verfügung. Bereinigt um diesen Effekt hätte der Rückgang 0,2 Prozent betragen. Auch im Vorjahresvergleich schlug der Rückgang der Exporte auf das Bruttoinlandsprodukt durch.

Staatliche und private Konsumausgaben stiegen zwar. In Ausrüstungen und in Bauten wurde im zweiten Quartal 2003 dagegen deutlich weniger investiert als im Vorjahr.

Industrie mit geringerer Wertschöpfung

Deutliche Rückgänge bei der Wertschöpfung gab es bei der Industrie mit minus 1,5 Prozent sowie im krisengeschüttelten Baugewerbe mit minus 4,9 Prozent. Dagegen ging es bei Handel, Gastgewerbe und Verkehr mit 0,8 Prozent aufwärts, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sowie öffentliche und private Dienstleister verzeichneten ebenfalls einen leichten Zuwachs.

Nach Einschätzung des Konjunkturexperten vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, Ulrich Fritsche, ist trotz jüngst gestiegener Zuversicht von Verbrauchern und Industrie der Wendepunkt in der Konjunkturentwicklung noch nicht sicher.

Die Erfahrungen des vergangenen Jahres zeigten, dass verbesserte Erwartungen keineswegs automatisch zu einer konjunkturellen Erholung führten, sagte er der Börsenzeitung. Negative Schocks oder eine kontraproduktive Wirtschaftspolitik könnten eine Belebung im Keim ersticken.

"Gespenst"

Der Bundesverband des Deutschen Groß- und Außenhandels erklärte: "Das Gespenst der Rezession wird unser Dauergast". Trotz des Rückgangs der Exporte im zweiten Quartal, bleibe der Außenhandel aber die tragende Säule für Wirtschaftswachstum in Deutschland.

Das eigentliche Problem sei die Entwicklung im Inland, die schwache Entwicklung im Investitionsbereich, die anhaltende Stagnation beim Privatkonsum sowie insbesondere der überproportional starke Anstieg beim Staatskonsum.

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