Jagd:Schießen aus Verantwortung

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Warum immer mehr Frauen auf die Jagd gehen. 2015 besaßen gut 374000 Deutsche den Jagdschein - darunter 36000 Frauen.

Von Uwe Ritzer

Warum? "Das ist nicht einfach zu erklären, da kommt vieles zusammen", sagt Ingrid Kallenberg und überlegt einen längeren Moment. Die Nürnbergerin liegt im Trend, denn sie geht auf die Jagd. 374 100 Menschen waren 2015 hierzulande als Besitzer von Jagdscheinen registriert, noch nie gingen mehr Deutsche auf die Pirsch. Darunter waren 36 000 Frauen, ebenfalls so viele wie noch nie. Darauf stellen sich Fachhandel und Industrie immer mehr ein. Hersteller von Jagdwaffen haben damit begonnen, für die weibliche Kundschaft spezielle Schießeisen zu entwickeln.

Gewehre, deren Griffe, Abzüge und Schäfte speziell an die Ergometrie von meist zierlicheren Frauenhänden und kürzeren -armen angepasst sind. Die sich "gut führen" lassen, wie Schützinnen sagen, deren Rückstoß vermindert, deren ganze Handhabung insgesamt weniger klobig ist und die vom Gewicht her oft leichter sind als die Standardausführungen. Bisweilen sei auch die Verzierung geschmackvoller, sagen Jäger.

1980 waren Frauen auf der Jagd noch absolute Exotinnen, ihr Anteil lag gerade mal bei einem Prozent. Aktuell sind nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes etwa ein Fünftel aller Teilnehmer an Jägerprüfungen weiblich. Somit haben Frauen einen erheblichen Anteil daran, dass die Zahl der Jäger seit der Wiedervereinigung um 20 Prozent gewachsen ist. Die meisten Waidmänner und -frauen gehen in Niedersachsen auf die Pirsch, wo statistisch auf 130 Einwohner ein Jäger, respektive eine Jägerin kommt. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 216 Einwohnern pro Jäger.

Was aber macht die Jagd für Frauen attraktiv? Viele kämen über die Ausbildung ihrer Hunde mit dem Metier in Berührung, erzählt Ingrid Kallenberg. Andere wollten einfach das Hobby ihres Partners teilen. Auch bewusste Ernährung und respektvoller Umgang mit dem Tier, dessen Fleisch am Ende auf dem Teller landet, spiele für viele Frauen eine Rolle. Kallenberg nennt überdies auch den Wunsch nach einem intensiveren Bezug zur Natur. "Wieder Baumarten, Wildpflanzen und Wildtiere zu kennen", sei für viele Frauen ein Motiv. Letztendlich, sagt die Nürnberger Jägerin, gehe es vielen Frauen "um Verantwortung für Natur und Tierwelt."

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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