Investorendruck auf Manager:Wenn der Ledersessel zum Schleudersitz wird

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Ausländische Anleger, die sich in den vergangenen Jahren gewichtige Aktienpakete gesichert hatten, setzen zunehmend ihre Vorstellungen durch - zuletzt nun beim Maschinenbauer IWKA.

Bei der Deutschen Börse verhinderte der britische Hedge-Fonds TCI die Fusion mit der Londoner Börse und stürzte kurz darauf das Management.

Guy Wyser-Pratte gilt als agressiver Investor, der seine Interessen unbeugsam durchsetzt. (Foto: Foto: AP)

Nun kapitulierte auch der Vorstandschef des Maschinenbauers IWKA, Hans Fahr, angesichts der Dauerkritik des US-Investors Guy Wyser-Pratte an der Unternehmensstrategie. In den kommenden Monaten dürften weitere Unternehmen die Macht der Anleger zu spüren bekommen.

"Wir haben über Jahrzehnte unsere Aktien ins Ausland verkauft, diese Anleger werden in Zukunft ihre Rechte intensiver wahrnehmen", sagt der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Ulrich Hocker.

Vermummungsverbot für Investoren

Jedoch müssten auch spekulative Anleger, etwa Hedge-Fonds, ihre Ziele offen legen: "Es muss ein Vermummungsverbot auch für diese Investoren geben."

Guy Wyser-Pratte, der rund 6,5 Prozent der IWKA-Aktien hält, macht aus seinen Zielen keinen Hehl. Er verlangt, dass sich der Konzern mit seinen 12.000 Mitarbeitern auf die Roboter-Sparte konzentriert und andere Bereiche verkauft.

Schon bei anderen Unternehmen war der US- Investor durch Unnachgiebigkeit aufgefallen. "Wacht auf und riecht das Napalm", drohte der Ex-Offizier einst dem Management eines französischen Unternehmens. "Es ging damals darum, den Verantwortlichen unmissverständlich zu sagen, dass sie ihren Job schlecht machen", verteidigte er später in einem Interview und ergänzte: "Ich orientiere mich an der Gefechtstaktik der Marines."

US-Investor setzt sich durch

Mit dem überraschenden Rücktritt des IWKA-Vorstandschefs kurz vor Beginn der Hauptversammlung am Freitag in Karlsruhe dürfte es dem US-Investoren gelungen sein, dem deutschen Unternehmen den Kurs vorzugeben. "Das ist ein neues Phänomen", sagt Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

Nach ihrer Auffassung werden US-Investoren vor allem durch Unterschiede in den Rentensystemen gelockt. "In den USA gibt es eine Menge Gelder, die angelegt werden müssen." In Deutschland würden Rentenrückstellungen von Firmen dagegen in der Regel nicht am Aktienmarkt angelegt.

Ob Wyser-Prattes Strategie einer Konzentration auf das Robotergeschäft oder die eines breit aufgestellten Konzerns richtig ist, ließ Keitel offen. Auch bei einer Aufspaltung der Firma drohe nicht automatisch der Abbau von Arbeitsplätzen. Aber für Keitel ist klar: "Die Firmen müssen zunehmend mit wechselnden Anteilseignern rechnen und den Erwartungen der Eigentümer Rechnung tragen." DSW-Vertreter Hocker bekräftigt, die Zeiten seien vorbei, "in denen die AG dem Vorstandsvorsitzenden gehörte".

Arbeitnehmervertreter mahnen die erstarkten Investoren, die Mitarbeiter nicht zu vergessen. "Es ist immer gefährlich, wenn man sehr schnell sehr viel Geld machen will", sagt Karlsruher IG-Metall- Chef Angel Stürmlinger.

Stellenstreichungen befürchtet

Er befürchtet Stellenstreichungen bei einer Zerschlagung von IWKA. "Auf der Strecke bleiben immer die Arbeitnehmer." Und mit der Arbeitnehmervertretung habe der Großinvestor aus den USA noch nicht gesprochen.

Am Finanzplatz Frankfurt wird das Engagement ausländischer Investoren aber auch begrüßt, weil es die Aktienkurse nach oben treibt. "Die Investoren sind auf der Jagd nach Werten", hieß es diese Woche bei einer internationalen Investorentagung der Deutschen Bank.

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