Investments mit Inflationsschutz:Damit die Kaufkraft erhalten bleibt

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Über so genannte inflationsindizierte Staatsanleihen oder Rentenfonds, die vorwiegend in diese Papiere investieren, können Anleger sich langfristig gegen Geldentwertung absichern.

Von Heinz-Josef Simons

Nicht nur für Verbraucher, sondern auch für Sparer ist Inflation ein Problem. Vor allem Zinsinvestments sollen langfristig mit ihren Erträgen den Kaufkraftverlust ausgleichen. Die passende Anlage sind so genannte inflationsgeschützte Anleihen. Noch einfacher ist es, in spezielle Rentenfonds zu investieren.

Inflationsängste: Händler für Zins-Futures an der Chicagoer Terminbörse CME. (Foto: Foto: dpa)

Wer als Sparer in festverzinsliche Wertpapiere, zum Beispiel in Staatsanleihen, investiert, will in der Regel zweierlei erreichen: "Erstens soll die Kaufkraft des Kapitals über die Jahre nicht geschmälert werden, zweitens soll das Vermögens wachsen", erklärt Hans-Peter Rathjens, Leiter Rentenfondsmanagement bei Cominvest in Frankfurt.

Dass die Menschen zwischen Flensburg und Füssen, zwischen Frankfurt am Main und Frankfurt an der Oder mit ihrem Geld jedes Jahr weniger kaufen können, liegt an der Inflation. Zum Glück gibt es sie, denn ohne Preiserhöhungen würde keine Volkswirtschaft funktionieren.

Schädliche Deflation

Wohin das Gegenteil - die Deflation - führt, haben die Menschen in Japan schmerzlich erfahren. "Der stetige Preisrückgang dämpfte mehr als zehn Jahre die Konjunktur erheblich", erklärt Jens Franck vom privaten Vermögensverwalter Aquila Capital Concepts in Hamburg.

Für langfristig orientierte Zinssparer und Anleihen-Investoren sind steigende Preise allerdings ein Problem. Denn je höher auf Dauer die Inflationsrate, desto weniger sind die Nominalverzinsung einer Anleihe und der spätere Tilgungsbetrag tatsächlich wert.

Begründung: "Herkömmliche Schuldpapiere haben während ihrer Laufzeit einen festen Zinskupon und eine fixe Tilgung in Höhe ihres Nominalwerts von in der Regel 100 Prozent. Steigt die Inflationsrate über einen längeren Zeitraum um angenommen vier oder fünf Prozent im Jahr, werden sowohl die Nominalverzinsung als auch der spätere Tilgungsbetrag real entwertet", erläutert der Zins- und Anleihenstratege Rathjens.

Auf Kaufkraftverlust achten

Jeder Privatanleger sollte also den künftigen Kaufkraftverlust bei seinen Investments berücksichtigen, besonders wenn die private Altersvorsorge das wichtigste Ziel der Vermögensbildung ist.

Derzeit machen sich weder Volkswirte noch Anleger größere Sorgen um eine stark steigende Geldentwertung in Deutschland. Die Inflationsrate liegt bei unter zwei Prozent. Doch niemand kann vorhersagen, ob dies auch in den nächsten Jahren so bleibt. "Preistreiber könnte etwa das Öl sein, dessen Barrell-Notierung sich im vergangenen Jahr vorübergehend mehr als verdoppelt hatte", gibt Vermögensverwalter Jens Franck zu bedenken.

Noch können die Unternehmen die gestiegenen Rohstoffkosten weltweit aufgrund des enormen Wettbewerbsdrucks kaum oder überhaupt nicht an die Verbraucher weitergeben. Nur was geschieht, wenn die Inflationsrate in Deutschland - wie zu Beginn der 80er Jahre - auf sechs Prozent springt?

"Mit einem so starken Anstieg rechnen wir zwar nicht. Aber Privatanleger sind gut beraten, einen Teil ihrer Anleihen-Investments gegen eine möglicherweise spürbar steigende Geldentwertung abzusichern", empfiehlt Rathjens.

Dies ist mittlerweile recht einfach möglich - und zwar über den Kauf von so genannten inflationsindizierten Staatsanleihen oder speziellen Rentenfonds, die vorwiegend in eben diese Papiere investieren. Dabei werden regelmäßig - in der Praxis jeden Tag - sowohl der Nominalzins als auch der Tilgungswert an die zurückliegende Inflationsrate angepasst. Sie werden erhöht, wenn die Geldentwertung zulegt, und verringert bei Kaufkraftgewinn.

Anpassung an Preissteigerungsrate

Geht man - aus Gründen der Vereinfachung von einer jährlichen Anpassung aus - ergibt sich folgendes Beispiel: Eine inflationsgeschützte Staatsanleihe hat bei Auflage eine Nominalverzinsung von zwei Prozent und wird nach 30 Jahren Laufzeit zu 100 Prozent getilgt. Zwölf Monate später erfolgt die Inflationsanpassung nach einer Geldentwertung von - angenommen - drei Prozent.

Und zwar wie folgt: Der zweiprozentige Zinskupon wird multipliziert mit 1,03, sodass die Inflationsanleihe für die zurück liegenden zwölf Monate eine Nominalverzinsung von 2,06 Prozent abwirft. Ein Anleger, der 1000 Euro investiert hat, bekommt nun statt 20 Euro 20,60 Euro Zinsgutschrift. Aber auch der spätere Tilgungsbetrag wird an die Preissteigerungsrate angepasst. Indem nämlich 100 Prozent Nominalwert mit 1,03 multipliziert wird. Folge: Der Rückzahlungsbetrag steigt von 1000 auf 1030 Euro.

Weil jene Anpassungen - zumindest in diesem fiktiven Beispiel - während der gesamten Laufzeit einmal jährlich erfolgen, steigen regelmäßig der Zinskupon und der spätere Rückzahlungsbetrag. "Der Anleger hat somit nicht nur einen Ausgleich seines Kaufkraftverlustes, sondern auch einen realen Vermögenszuwachs", sagt Hans-Peter Rathjens.

Eichel will nachziehen

Weltweit werden derzeit inflationsgeschützte Anleihen im Gegenwert von rund 500 Milliarden Euro gehandelt. Den größten Anteil daran haben US-amerikanische (rund 41 Prozent) und britische Staatspapiere (27 Prozent). Aber auch Frankreich, Italien, Griechenland und Schweden haben solche Zinstitel in den vergangenen Jahren herausgegeben. Bundesfinanzminister Hans Eichel will nachziehen und voraussichtlich noch in diesem Jahr "inflation linked bonds", also inflationsgeschützte Staatsanleihen, herausbringen.

Vorreiter waren aber ausnahmsweise einmal nicht die großen Finanznationen, sondern Island. Dort kamen bereits 1955 inflationsgeschützte Pfandbriefe zur Unterlegung von Wohnungsbaudarlehen auf den Markt, neun Jahre später die ersten Staatsanleihen.

Probleme haben Anleger bisweilen dennoch, vor allem bei der Auswahl der passenden Anleihen. Deshalb bieten Rentenfonds, die zu 75 Prozent und mehr in solche Festzinstitel investieren, ein ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis (siehe unten). Sie sind "vor allem vor dem Hintergrund des langfristigen Vermögensaufbaus für die private Altersvorsorge ein attraktives Investment", glaubt Hans-Peter Rathjens.

© SZ vom 15.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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