Inveox:Beschaffungshilfe 

Lesezeit: 2 min

Das Start-up aus München nutzt sein Netzwerk und besorgt Abstrichröhrchen und Schutzausrüstung. Es soll ein zweites Standbein werden.

Von Elisabeth Dostert, München

Bis vor ein paar Wochen wusste Maria Sievert, 30, nicht, wie viele Abstrichröhrchen in eine Boeing 747 passen. Auch das hat sie gelernt. Sievert ist Mitgründerin von Inveox. Das Unternehmen will die Arbeit mit Gewebeproben digitalisieren, automatisieren und so sicherer machen. Mit Kunststoffbehältern für Gewebeproben kennt sich Sievert aus, und die sind, sagt die Gründerin, den Röhrchen für Abstriche gar nicht so unähnlich.

In der Corona-Pandemie werden solche Röhrchen gerade millionenfach gebraucht, ebenso wie die Stäbchen, mit denen im Rachenraum Abstriche genommen werden, um sie im Labor auf das Virus Sars-CoV-2 zu testen. Und sie sind schwer zu beschaffen. "Immer wieder wurden wir in den vergangenen Wochen von Kunden gefragt, ob wir bei der Beschaffung von Material helfen können, um auf Covid-19 zu testen," erzählt Sievert. Kann sie, denn Inveox habe sich in den vergangenen Jahren ein gutes Liefernetzwerk in Europa, aber auch in Asien aufgebaut. Während die Bestände der Hersteller in Europa mittlerweile zur Neige gehen, laufe die Produktion in China wieder an. "Seit drei Wochen bekommen wir aus China jede Woche 600 000 bis 800 000, zu den mittlerweile rund 300 Abnehmern zählen Labore und Krankenhäuser wie die München Klinik." Wie viel ein Röhrchen kostet, will die Gründerin nicht sagen. "Die Preise entwickeln sich sehr dynamisch." Die größte Herausforderung sei es, Flüge für den Transport zu chartern. Auch da zahle sich aus, dass Inveox bereits seit Längerem mit DHL kooperiere. Abstrichröhrchen sind der größte Posten, in kleineren Mengen beschaffe Inveox auch persönliche Schutzausrüstung wie Masken oder Schutzanzüge sowie Testkits.

Auch wenn die Pandemie irgendwann abebbt oder gar besiegt sein sollte, will Sievert weiter mit medizinischem Zubehör handeln. Es soll sich zum zweiten Standbein entwickeln, auch weil es Synergien gebe. Die Kunden sind oft dieselben. Und, das zeigt sich jetzt in der Krise, ein zweites Standbein kann auch helfen, Schwächen in anderen Geschäftsbereichen auszugleichen oder zumindest abzumildern.

Das angestammte Geschäft, die Herstellung von Automaten, Software und Zubehör für den Transport von Gewebeproben, laufe weiter, sei aber durch die Krise kräftig "durchgerüttelt" worden. Auch die Mitarbeiter von Inveox dürfen Krankenhäuser und Labore, wo die Geräte eingesetzt werden, gerade wegen der Kontaktsperre nicht betreten. "Einige Projekte ruhen", erzählt Sievert. Sie arbeitet derzeit wie die meisten der 90 Mitarbeiter in München und Krakau von zu Hause aus.

Sievert, Wirtschaftsingenieurin und ihr Mann Dominik, Molekularbiotechnologe, haben Inveox 2017 gegründet. Bislang haben sie vier Automaten hergestellt und bei Kunden implementiert. In drei Runden hat das Start-up aus München insgesamt 22 Millionen Euro eingesammelt. Die Namen der Investoren mag Sievert nicht nennen. Die Entwicklung geht auch weiter. "Wir arbeiten an Bilderkennungssystemen, um aus den Gewebeproben Muster zu erkennen."

© SZ vom 21.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: