Internet und Telefon:Telekom repariert Hochwasser-Störung

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Hochwasserschäden im Ahrtal: Zeitweise waren etwa 300 Mobilfunkstandorte der Telekom ausgefallen. Mittlerweile sind sie wieder am Netz. (Foto: imago images)

30 000 Kunden im Westen sind noch ohne Festnetz. Die Aktie legt dennoch zu.

Von Benedikt Müller-Arnold, Köln

Vier Wochen sind vergangen, seitdem Starkregen mehrere Flüsse im Westen Deutschlands über die Ufer treten ließ. Dutzende Menschen starben oder wurden verletzt, Häuser und Verkehrswege zerstört. Nun hat auch die Deutsche Telekom eine erste Bilanz ihrer Hochwasserschäden gezogen. Demnach sind etwa 30 000 Kunden des Konzerns noch ohne Festnetz, das ist die schlechte Nachricht. Man kann es aber auch so sehen: Etwa 75 000 betroffene Telekomkunden können ihren Festnetzanschluss wieder nutzen. "Es wird Monate dauern, bis wir alle Haushalte wieder versorgen", sagt Konzernchef Tim Höttges.

Viele Telefonleitungen liefen unter nun zerstörten Straßen, auch die grauen Verteilerkästen sind vielerorts beschädigt. Die Telekom sei mit etwa 1500 Fachleuten vor Ort. Diese hätten sich zunächst um etwa 300 Mobilfunk-Standorte gekümmert, die zeitweise ausgefallen waren, weil sie keinen Strom oder keinen Glasfaseranschluss mehr hatten. Binnen einer Woche habe der Konzern sein Handynetz wiederinstandsetzen können, sagt Höttges: etwa Kabel über Flüsse wie die Ahr verlegt oder Antennen per Richtfunk miteinander verbunden. "Beim Festnetz wird es in Teilen etwas länger dauern."

Die Telekom schätzt ihren Hochwasserschaden auf mehr als 100 Millionen Euro - dies sei aber sehr vorläufig, sagt Finanzvorstand Christian Illek. Der Konzern habe "Vorsorge bei Versicherungen getroffen".

Insgesamt hat die Telekom ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr nun um 200 Millionen Euro angehoben. Das liegt vor allem daran, dass der Zusammenschluss ihrer Tochterfirma T-Mobile USA mit dem dortigen Konkurrenten Sprint schneller voranschreitet als ursprünglich geplant. Beide Mobilfunkanbieter haben voriges Jahr fusioniert; seitdem können sie ihre Netze zusammenlegen und viele doppelte Ausgaben sparen.

Allerdings ist mit der Übernahme der Schuldenstand der Telekom gestiegen, auf fast 128 Milliarden Euro. Auch deshalb hat der Konzern zwei kleinere Sparten ins sogenannte Schaufenster gestellt: Um das Geschäft von T-Mobile in den Niederlanden sei ein "sehr intensiver Bieterwettbewerb" entbrannt, verrät Vorstandschef Höttges. "Wir sind mitten in einer Transaktion in Holland." Zudem erwägt die Telekom, ihre Funktürme entweder teilweise zu verkaufen, in eine Partnerschaft einzubringen oder an die Börse zu bringen. Das bringt Netzbetreibern zunächst Geld ein; im Gegenzug müssen sie freilich Miete für Antennenplätze zahlen.

An der Börse hat der Konzern am Donnerstag zeitweise zwei Prozent an Wert gewonnen und war damit der stärkste Titel im deutschen Leitindex Dax. Die Telekom-Aktie notierte so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr.

© SZ vom 13.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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