Insiderhandel:Aufsichtsrat stützt Deutsche-Börse-Chef

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Carsten Kengeter und prüft nun mögliche Ad-hoc-Verstöße. Der Aufsichtsrat der Deutschen Börse vertraut ihm.

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Seit Tagen durchforstet die Frankfurter Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume der Deutschen Börse nach Beweisen gegen Vorstandschef Carsten Kengeter, den sie des Insiderhandels verdächtigen. Am Montagabend traf sich der Aufsichtsrat zu einer außerordentlichen Sitzung. "Der Aufsichtsrat der Deutsche Börse AG spricht dem Vorstandsvorsitzenden einstimmig sein volles Vertrauen aus", teilte das Unternehmen anschließend mit. Die Staatsanwaltschaft wirft Kengeter vor, die Fusion mit der Londoner Börse LSE bereits geplant zu haben, als er im Dezember 2015 Deutsche Börse-Aktien im Wert von 4,5 Millionen kaufte - bezahlt aus seinem Privatvermögen. Wenn Kengeter gute Arbeit leistet, würde er von seinem Arbeitgeber von 2019 an dieselbe Summe als Bonus oben drauf erhalten. Die Fusion sei allerdings schon seit Sommer 2015 besprochen worden, so die Staatsanwaltschaft. Aufsichtsratschef Joachim Faber hatte die Vorwürfe als "haltlos" zurückgewiesen. Erst in der zweiten Januarhälfte 2016 habe man entschieden, mit den Verhandlungen zu beginnen. Diese Version der Geschichte bestätigt der Aufsichtsrat jetzt. Der außerordentlichen Sitzung seien ausführliche Gespräche mit externen Sachverständigen vorausgegangen. Die Abläufe im Jahr 2015 habe man erneut geprüft - mit der übereinstimmenden Erkenntnis, dass Fusionsverhandlungen mit der LSE im Jahr 2015 nicht stattgefunden hätten. Die Fusionspläne waren vor etwa einem Jahr durchgesickert, bevor die Börse offiziell die Märkte informiert hatte. Der Staatsanwalt prüft nun auch einen Verstoß gegen die Ad-Hoc-Pflicht. Kursrelevante Informationen müssen demzufolge sofort veröffentlicht werden. Das hat die Deutsche Börse womöglich versäumt.

© SZ vom 08.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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