Innovative Geschäftsidee:Auf der Suche nach der ultimativen Marktlücke

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Richard Branson war Plattenhändler und betreibt eine Fluggesellschaft - nun eröffnet er eine Bank für Nabelschnurblut.

Mit seinem Gespür für neue Trends hat Richard Branson wieder eine Marktlücke entdeckt. Der britische Musikunternehmer, Schnellzugbetreiber, Fluggesellschafts-Chef und Raumfahrer eröffnet zusammen mit der Londoner Investmentfirma Merlin Biosciences eine Bank für Nabelschnurblut.

Richard Branson setzt voll und ganz auf Innovation: Sein neuestes Projekt ist eine Bank für Nabelschnurblut. (Foto: Foto: AFP)

Sie heißt, wie sollte es anders sein, Virgin Health Bank, und greift damit auf den zentralen Namensbestandteil von Bransons anderen Unternehmen zurück. Für 1500 Pfund (2500 Euro) können Eltern das Nabelschnurblut ihrer Babys aufbereiten und für 20 Jahren deponieren lassen.

Stammzellen-Forschung

Und wie immer, wenn der 56-Jährige als Pionier zu neuen Horizonten aufbricht, ist er von einem geradezu missionarischen Eifer beseelt. ''Ich bin absolut begeistert von Stammzellen-Forschung'', sagt Branson.

Profitgier kann man ihm im Zusammenhang mit dem Projekt nicht nachsagen; eher schon die Befriedigung seiner notorischen Publicity-Sucht. Denn die Stammzellen, die aus dem Nabelblut gewonnen werden, sollen nur zur Hälfte für die Spender reserviert sein, die andere Hälfte soll kostenlos für jedermann zur Verfügung stehen. Außerdem hat sich Branson verpflichtet, die Erlöse aus seinem 50-Prozent-Anteil an der Bank für die Stammzellenforschung zu spenden.

''Will sich Branson selbst verdoppeln?''

Umstritten ist das Projekt dennoch: Zwar werden embryonale Stammzellen erprobt, um seltene Immunschwäche-Krankheiten, Alzheimer und Parkinson zu bekämpfen. Kritisiert wird aber, dass die Zellen als Wundermittel gepriesen werden. Außerdem befürchten Fachleute, dass sie für das Klonen von Menschen missbraucht werden könnten.

''Will sich Branson selbst verdoppeln? Dann muss sich die britische Wirtschaft keine Sorgen mehr um ihre Zukunft machen'', spöttelte ein Witzbold in einem Internettagebuch in Anspielung auf Bransons nahezu allumfassende Aktivitäten. Vor kurzem kündigte er beispielsweise an, dass seine Firma Virgin Media neben TV-Kabel-, Mobilfunk-, und Internetservice auch Strom, Gas und Wasser anbieten wird. Alles soll auf einer Rechnung stehen.

Mit seiner Plattenfirma Virgin Records erarbeitete er sich ein Revoluzzer-Image. Den Anfang machte er zu Beginn der 70er Jahre, als er wegen illegaler Schallplattenimporte aus Belgien eine Nacht im Gefängnis verbrachte. 1992 verkaufte er sie schließlich für eine Milliarde Dollar an EMI.Andreas Oldag.

Kreatives Köpfchen

Regelrecht abgehoben ist sein Raumfahrtprojekt. Seine Firma Virgin Galactic soll Hobby-Astronauten von 2009 an Flüge ins All anbieten. Im Ticketpreis von 200000 Dollar sind ein sechstägiges Trainingslager und Gesundheitschecks enthalten.

Obwohl der Flug nur zwei bis drei Stunden dauern und nur für fünf Minuten in 128 Kilometer Höhe überhaupt eine außerirdische Perspektive eröffnen soll, ist die Warteschlange lang. Er selbst werde mit seinen Kindern Holly, 23, und Sam, 21, zu den ersten Astronauten gehören, verkündete Branson.

Spaß an der Sache

Er hat es stets verstanden, sich als Star zu vermarkten. ''Ein Geschäft muss Spaß machen'', schrieb er in seiner Autobiographie ''Losing my Virginity'' (Wie ich meine Unschuld verlor). Dass es auch erfolgreich sein sollte, zeigt er mit seinem Vermögen von geschätzt sechs Milliarden Euro.

© SZ vom 21.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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