Innenstädte:Immobilienexperten warnen vor Pleitewelle

Deutschlands Innenstädte laufen Gefahr, wegen der Corona-Krise zunehmend zu veröden. Davor haben die "Immobilienweisen" in ihrem Herbstgutachten für den Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA gewarnt. "Die Lebendigkeit der Innenstädte ist bedroht - es sind die wegbrechenden kleinen Einzelnutzer in Fußgängerzonen und Handelszentren, die fehlen werden", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Wegen der Schließung der Geschäfte während des Lockdowns hatte laut IZA fast jedes vierte Handelsunternehmen einen KfW-Kredit beantragt, etwa jedes zweite setzte die Mietzahlung aus. Vor allem im textilen Einzelhandel ist die Nachfrage noch deutlich unterm Niveau des Vorjahres. Die Immobilienexperten fürchten deshalb in der Branche im Herbst eine Insolvenzwelle, sollte die Bundesregierung die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen nicht verlängern. Auch in der Hotelbranche rechnen die Gutachter mit einer Pleitewelle. Frühestens 2022 werde bei den Buchungszahlen wieder das Niveau von 2019 erreicht. Gefährdet seien besonders kettenunabhängige Privathotels. Bei den Büroimmobilien zeigte sich Gutachter Andreas Schulten, Vorstand bei Bulwiengesa, weniger pessimistisch. Einerseits könnten, wie von Experten berechnet, im Vergleich zu 2019 zehn Prozent weniger Büroflächen benötigt werden, weil mehr Arbeitnehmer zu Hause arbeiten. Andererseits sei die Zahl der Bürobeschäftigten in den vergangenen 15 Jahren um zwei Millionen gestiegen. Auch werde der Flächenbedarf pro Kopf wieder größer - wegen der Abstandsregeln.

© SZ vom 15.09.2020 / tö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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