Inhaftierung des Siemens-Vorstands:Fadenscheinig

Acht Tage saß Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer im Gefängnis, ohne dass die Staatsanwaltschaft ihre Motivation dafür genauer erklärt hat. Es drängt sich daher der Eindruck auf, dass der Haftgrund nur vorgeschoben war.

Daniela Kuhr

Acht Tage saß Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer in Bamberg in Untersuchungshaft. Jetzt ist er frei. Die Staatsanwaltschaft selbst hatte beantragt, den Haftbefehl außer Vollzug zu setzen.

Und dafür war es auch allerhöchste Zeit. Denn jeder Tag mehr, an dem der Manager im Gefängnis saß, ließ Zweifel wachsen, ob die Ermittler hier nicht gewaltig über das Ziel hinausschießen.

Natürlich, die Vorwürfe gegen Feldmayer sind schwerwiegend, und deshalb müssen Kriminalbeamte und Staatsanwaltschaft auch mit allem Nachdruck ermitteln.

Nur zwei Gründe

Doch muss der Beschuldigte dafür im Gefängnis sitzen? Das Gesetz kennt im Regelfall nur zwei Gründe, warum ein Verdächtiger in Untersuchungshaft kommt: Verdunkelungsgefahr oder Fluchtgefahr.

Im Fall von Feldmayer hat sich die Justiz zwar nie ausdrücklich geäußert, doch angeblich soll der Ermittlungsrichter zwar keine Verdunkelungsgefahr gesehen haben, wohl aber eine Fluchtgefahr - weil Feldmayer zahlreiche Auslandskontakte besitze.

Das klingt jedoch fadenscheinig. Schließlich hat wohl jeder Auslandskontakte, der im Vorstand eines international tätigen Konzerns sitzt. Und nicht einmal Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, dem im Fall Mannesmann immerhin Untreue in zweistelliger Millionenhöhe vorgeworfen worden war, musste dafür auch nur eine Nacht in U-Haft.

Eindruck drängt sich auf

Solange die Nürnberger Staatsanwälte ihre Motivation nicht erklären, drängt sich daher der Eindruck auf, dass der Haftgrund bei Feldmayer nur vorgeschoben war.

Das wäre nicht das erste Mal der Fall. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Staatsanwälte vereinzelt probieren, durch ein paar Tage Gefängnis die Plauderfreudigkeit von Beschuldigten zu erhöhen. Mit einem rechtsstaatlichen Verfahren hat das allerdings nichts zu tun.

© SZ vom 05.04.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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