Infineon:Korruptionsverdacht erhärtet sich

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Ex-Infineon-Vorstand Zitzewitz soll mit 259.000 Euro für einen Sponsoring-Rahmenvertrag entlohnt worden sein. Dies ergab nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine erste Sichtung beschlagnahmter Unterlagen.

Für den Abschluss und die Fortführung eines Rahmenvertrages habe Zitzewitz 259.000 und Eggers 50.000 Euro erhalten.

Die von der Staatanwaltschaft durchsuchte Infineon-Zentrale in München. (Foto: Foto: AP)

Bei der Durchsuchung von 15 Objekten in Deutschland und der Schweiz seien am Freitag Unterlagen sichergestellt werden, deren Auswertung noch längere Zeit brauche.

Außerdem seien inzwischen die Beschuldigten und mehrere Zeugen vernommen worden. "Nach vorsichtiger Bewertung der bisherigen Ermittlungsergebnisse hat sich der Verdacht der Zahlungen bestätigt", erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld.

Weitere Einzelheiten könnten erst nach Sichtung der umfangreichen Unterlagen mitgeteilt werden, voraussichtlich frühestens in zwei Wochen.

Infineon erwägt Schadensersatzforderung

Im Augenblick werde das Motorsport-Sponsoring intern unter die Lupe genommen. Wenn dem Unternehmen ein Schaden zugefügt worden sein sollte, werde gegebenenfalls Schadenersatz gefordert.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung gegen Zitzewitz und zwei mögliche Komplizen.

Er soll von einer schweizerischen Sponsoring-Agentur sechsstellige Vermittlungsprovisionen für die Anwerbung von Partnern bei Motorsport-Veranstaltungen kassiert haben.

Der Aufsichtsrat des Chipherstellers hatte den Rücktritt des 45 Jahre alten Zitzewitz am Sonntagabend akzeptiert und die Führung der wichtigen Sparte Computerspeicher bis auf weiteres dem Vorstandschef Wolfgang Ziebart übertragen.

Vorwürfe schon länger bekannt

Nach einer umfangreichen Durchsuchungsaktion am Freitag bot Zitzewitz seinen Rücktritt an. Der Infineon-Aufsichtsrat nahm den Rücktritt an.

Dem Unternehmen waren die Vorwürfe gegen Zitzewitz schon seit längerem bekannt. Es habe bereits im vergangenen Jahr im Zusammenhang mit dem Abgang von Ex-Chef Ulrich Schumacher Hinweise gegeben, sagte der Infineon-Sprecher.

Diese habe der Konzern umgehend geprüft, aber keine Belege für ein Fehlverhalten Zitzewitzs gefunden.

Gerichtsaussage erneuerte Verdacht

Neue Nahrung erhielten die Spekulationen Anfang des Jahres, als der Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung eines Rechtsstreits zwischen BF Consulting und Infineon die Zahlungen an Zitzewitz erwähnte.

Auf Grund dieser Bemerkung begann die Staatsanwaltschaft erste Ermittlungen. An der Durchsuchung der Infineon-Zentrale und von 14 Büros und Privathäusern am Freitag beteiligten sich etwa 100 Staatsanwälte, Polizeibeamte und Steuerfahnder.

Die Ermittlungen richten sich auch gegen Harald Eggers, der früher den Speicherbereich von Infineon leitete und heute den Schweizer Technologiekonzern Unaxis führt, sowie gegen BF Consulting-Chef Schneider.

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