Imtech:Gute Aussichten

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Auch die Mutter in den Niederlanden ist insolvent: Zentrale in Gouda. (Foto: Bas Czerwinski/dpa)

Die Überlebenschancen für die deutsche Tochter des insolventen Baukonzerns Imtech stehen nicht schlecht: Es gibt Interessenten.

Von Max Hägler, Stuttgart

Die Überlebenschancen für die deutsche Tochter des insolventen niederländischen Technikunternehmens Imtech stehen offenbar nicht schlecht. Wie Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt mitteilte, hätten sich bislang etwa 40 ernstzunehmende Firmen gemeldet, die Interesse an dem Unternehmen haben.

Derzeit bereitet die Beratungsgesellschaft EY in Borchardts Auftrag einen virtuellen Datenraum vor, also ein Computersystem, in dem potenzielle Käufer Geschäftszahlen und andere Details abfragen können. Allerdings wird nicht jeder Interessent Zugang zu den vertraulichen Daten erhalten; EY prüft jeweils, ob der Kandidat wirklich seriös ist, etwa die finanziellen Mittel für einen Kauf hätte. Dieses Prozedere kann offenbar einigermaßen in Ruhe ablaufen, da es - wie der Sprecher des Insolvenzverwalters sagt - "keinen wahnsinnigen" Zeitdruck gibt: Nachdem Banken Gelder in Millionenhöhe freigegeben haben und offene Rechnungen von Auftraggebern gezahlt werden, ist derzeit genügend Liquidität da, um die Arbeit zu erledigen. Zudem bemüht sich Borchardt derzeit auch noch um einen Massekredit in Millionenhöhe, auf den Imtech aber "notfalls" auch verzichten könnte.

So hat etwa die Verwaltung des Berliner Flughafens BER eine verbindliche Zahlungszusage gemacht. Die Fortführung "wichtiger Bauarbeiten" sei damit gewährleistet und so ein Stillstand am Bau verhindert worden. Allerdings hat BER derzeit noch mit anderen Schwierigkeiten zu kämpfen: Der Siemens-Konzern, der mit Imtech an der BER-Gebäudetechnik arbeitet, hat Unregelmäßigkeiten bei früheren Überweisungen entdeckt. "Zusammen mit unserem Kunden", teilte Siemens mit, "haben wir Mitte vergangener Woche der zuständigen Staatsanwaltschaft Cottbus einen Sachverhalt mit der Bitte um Prüfung vorgetragen." Offenbar geht es darum, ob Siemens zu viel Geld erhalten habe.

Im Gespräch als mögliche Käufer für Imtech sind vor allem Baudienstleister wie Caverion aus Finnland. Die österreichische Strabag hat bereits offiziell ihr Interesse erklärt, allerdings nicht am kompletten Unternehmen: Es dürfte sich wohl nur um die Übernahme von Personal handeln - "sofern die Prüfung positiv verläuft", teilte Strabag mit. Auch zum deutschen Technikkonzern Bilfinger würde Imtech im Grunde passen, der Name wird ebenfalls als Interessent gehandelt: Beide verdienen ihr Geld mit Gebäudetechnik. Doch bei Bilfinger selbst hält sich die Begeisterung für Imtech dem Vernehmen nach in Grenzen, was wohl daran liegt, dass der Konzern sein Geschäft umstrukturiert.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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