Immobilienkonzern:Evergrande wendet Zahlungsausfall ab

Lesezeit: 1 min

Der chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat sich mit der Zahlung fälliger Zinsen für eine Anleihe etwas Luft verschafft. (Foto: Jade Gao/AFP)

Der chinesische Immobilienkonzern kann durch eine Millionenzahlung eine Pleite vorerst verhindern.

Der angeschlagene chinesische Immobilienkonzern Evergrande hat einem Insider zufolge Millionen an Geldern überwiesen, um einen drohenden Zahlungsausfall zu verhindern. Wie die mit der Angelegenheit vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters sagte, soll das Unternehmen 83,5 Millionen Dollar an Kuponzahlungen auf ein Treuhandkonto bei der Citibank überwiesen haben. So könne Evergrande anstehende Zahlungen für eine Dollar-Anleihe begleichen.

An diesem Samstag läuft für eine millionenschwere Zinszahlung, die schon am 23. September fällig gewesen wäre, eine Nachreichfrist aus. Der Insider bestätigte damit einen Bericht, der am Freitag in der staatlichen Zeitung für Finanzthemen, The Securities Times, erschienen war. Demnach hat Evergrande alle Anleihegläubiger vor Ablauf der Nachreichefrist am 23. Oktober auszahlen können.

Evergrande gilt mit einem Schuldenberg von rund 300 Milliarden Dollar als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Es muss dringend Geld auftreiben, um Banken, Zulieferer und Anleihengläubiger fristgerecht bezahlen zu können. Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine "Ansteckungsgefahr" für Chinas Wirtschaft und darüber hinaus befürchten. In den kommenden Wochen und Monaten werden weitere Zinszahlungen für Anleihen fällig.

Die Nachricht sorgte bei Investoren und Aufsehern für einige Erleichterung. Die Dollar-Anleihen des Immobilienunternehmens stiegen am Freitagmorgen sprunghaft an. Auch die Aktien von Evergrande legten um etwa vier Prozent zu. "Dies ist eine positive Überraschung", sagte James Wong, Portfoliomanager bei Gaoteng Global Asset Management Ltd, und fügte hinzu, dass viele einen Zahlungsausfall erwartet hätten. Seit Beginn des Jahres haben die Papiere von Evergrande jedoch rund 80 Prozent an Wert verloren.

Konzerne wie Evergrande wuchsen lange rasant, weil die Immobilienpreise in China kräftig gestiegen sind und es einen Bauboom gab. Peking war es jedoch ein Dorn im Auge, dass die Verschuldung der Branche immer neue Dimensionen annahm. Nun setzt die Regierung strenge Regeln durch. Peking hat den Konzernen "drei rote Linien" aufgezeigt, wodurch die Aufnahme neuer Kredite erschwert oder unmöglich gemacht wurde.

Vergangene Woche hatte die chinesische Notenbank mitgeteilt, dass die von der finanziellen Schieflage des Konzerns ausgehenden Risiken für das Finanzsystem "kontrollierbar" seien. Es sei demnach unwahrscheinlich, dass sich die Krise von Evergrande auf andere Bereiche ausdehne. Die Zentralbank rief aber die Banken dazu auf, für eine stabile Kreditversorgung der Immobilienunternehmen des Landes zu sorgen.

© SZ vom 23.10.2021 / dpa/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: