Immobilienfonds:Sparkassen wollen der Deutschen Bank Kunden abjagen

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Die Deutsche Bank gerät nach dem Debakel um ihren Immobilienfonds weiter in die Defensive. Zahlreiche Sparkassen bieten Kunden des größten deutschen Geldinstituts an, die Anteile des Immobilienfonds mit Abschlägen aufzukaufen. Einzige Bedingung: Die Kunden müssen ihre Bankverbindung auf eine Sparkasse übertragen.

Unter dem Slogan "Das ist unsere Leistung aus Leidenschaft" bietet die Sparkasse Karlsruhe den Aufkauf von Grundbesitz-Invest-Anteilen noch bis 10. Januar zu 90 Prozent des letzten Rücknahmepreises an. Man werde von Anfragen förmlich überrollt, zitierte die Financial Times Deutschland Vorstandsmitglied Manfred Blum.

Auch andere Sparkassen wollen nicht untätig bleiben. Das Institut in Hannover bietet ab Samstag an, die Anteile ebenfalls zu 90 Prozent des letzten Rücknahmepreises aufzukaufen, sofern Kunden ihr Depot und ihre Bankverbindung auf die Sparkasse übertragen. Extra zu diesem Zweck ist das Beratungscenter in der Innenstadt, das ausgerechnet neben einer Filiale der Deutschen Bank liegt, am Samstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Bereits die Ankündigung der Aktion hat nach Angaben des Sprechers Stefan Becker am Freitag zu zahlreichen Anfragen geführt. Die Aktion ist bis 20. Januar und auf ein Kontingent von 10 Millionen Euro befristet. Man sei aber je nach Verlauf sowohl beim Datum als auch beim Volumen flexibel. Die Kreissparkasse Köln prüft unterdessen, ob auch sie den Kunden ein generelles Angebot unterbreiten wird. Anfang kommender Woche soll nach Angaben einer Sprecherin eine Entscheidung fallen.

Grundbesitz will offenbar Immobilienpaket verkaufen

Vor einigen Monaten waren zwar Immobilienfonds der Sparkassen-Tochter Deka sowie der HypoVereinsbank in Turbulenzen geraten. Die Mutterhäuser hatten allerdings den Anlegern die Papiere auf Wunsch abgekauft und die Liquiditätslücken auf die eigene Kappe genommen.

Die Deutsche Bank hatte dagegen mit der ersten vorübergehenden Schließung eines offenen Immobilienfonds in der Nachkriegsgeschichte für Verärgerung bei Anlegern und Aufruhr in der Branche gesorgt. Die Tochter der Branchenprimus, DB Real Estate, hatte im Dezember den sechs Milliarden Euro schweren Fonds Grundbesitz-Invest vorübergehend wegen einer Neubewertung der Immobilien geschlossen. Nach massiver Kritik von allen Seiten hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann für einen Teil der möglicherweise geschädigten Anleger einen Wertausgleich angekündigt.

Ein Sprecher des Sparkassen- und Giroverbandes bezeichnete die Aktionen der Sparkassen am Freitag als "geschäftspolitisch gut nachvollziehbar". Er wies aber auch darauf hin, dass keine geschäftspolitische Empfehlung des Verbandes dazu gebe.

Unterdessen berichtete die Börsenzeitung, Grundbesitz-Invest wolle ein Immobilienpaket im Volumen von einer Milliarde Euro verkaufen. Ein DB Real-Estate-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren ebenso wie die Aktion der Sparkassen. Dem Blatt zufolge ist mit der Bewertung und Vermarktung der vorwiegend in Deutschland gelegenen Objekte der internationale Immobiliendienstleister Jones Lang Lasalle betraut. Der anberaumte Paketverkauf diene zur Wiederherstellung der Liquidität des Fonds vor einer Wiedereröffnung, schrieb das Blatt.

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