Immobilienengagements:HypoVereinsbank muss Milliardenkredite abschreiben

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Die zweitgrößte deutsche Bank bündelt ihre riskanten Immobilienengagements in einer eigenen Gesellschaft. Die Bilanz muss daher um 2,5 Milliarden Euro nach unten berichtigt werden, das Geldhaus rutscht 2004 zum zweiten Mal in Folge tief in die roten Zahlen.

Zum Abbau des Immobilienkredit-Bestands werde die neue Einheit "Real Estate Restructuring" mit einem Kreditvolumen von etwa 15 Milliarden Euro gegründet. Außerdem koste das Programm zur Effizienzsteigerung 250 Millionen Euro.

HypoVereinsbank-Zentrale in München: Mit dem Ergebnis geht es mal wieder abwärts. (Foto: Foto: dpa)

Aus diesem Grund sei im vergangenen Jahr erneut ein Verlust angefallen und die Dividendenzahlung werde erneut ausgesetzt.

Zur Größenordnung des Verlusts teilte die zweitgrößte börsennotierte deutsche Bank am Freitag nichts mit. Nach neun Monaten hatte sie jedoch lediglich 214 Millionen Euro verdient. 2003 hatte die HVB wegen Abschreibungen auf Aktienanlagen bereits einen Verlust von knapp 2,5 Milliarden Euro erlitten.

Trotz des zu erwartenden Milliardenverlusts im vergangenen Jahr werde die Bank jedoch alle Nachrangverbindlichkeiten wie gewohnt in vollem Umfang bedienen.

Aktie vorübergehend vom Handel ausgesetzt

Die Aktie wurde kurz vor Bekanntgabe der Milliardenabschreibung vom Handel ausgesetzt. Zuvor hatte sie bereits wegen der Spekulationen auf eine mögliche Wertberichtigung 1,97 Prozent auf 17,42 Euro verloren.

Nach Wiederaufnahme des Handels legte das Papier leicht zu und stieg zuletzt um 1,29 Prozent auf 18,00 Euro. Händlern zufolge könnten die Wertberichtigungen wieder zu vermehrten Spekulationen auf eine Übernahme der HVB auslösen, da die Bücher der Bank jetzt bereinigt seien.

Ziel: Kapitalquote erhöhen

Die Kernkapitalquote solle Ende 2004 bei rund 6,0 (Ende September 7,2) Prozent liegen. "Sie soll möglichst schnell durch Thesaurierung wieder spürbar erhöht werden", hieß es.

Bei einer zu geringen Kernkapitalquote droht die Abstufung durch Ratingagenturen. Am Freitag setzte Standard & Poor's (S&P) den Ausblick für die langfristige Bonitätsnote auf die so genannte "Creditwatch Negative". Sollte S&P die Einstufung senken, wird die Refinanzierung für die HVB teurer.

Infolge der geänderten Bewertung des Immobilienportfolios rechnet die HVB Group bereits in diesem Jahr mit einer deutlich reduzierten, normalisierten Kreditrisikovorsorge von rund 1,3 Milliarden Euro. Insgesamt plant die HVB Group 2005 eine Eigenkapitalrentabilität nach Steuern zu erreichen, die etwa der Höhe ihrer Kapitalkosten entspricht.

Konzentration auf Kerngeschäft

HVB-Chef Dieter Rampl sagte laut Mitteilung: "Wir entlasten künftige Ertragsrechnungen in erheblichem Umfang. Die HVB Group kann ihre Ressourcen jetzt voll auf ihr profitables Kerngeschäft konzentrieren. Damit schaffen wir wesentliche Voraussetzungen zum zügigen Erreichen eines wettbewerbsfähigen Profitabilitätsniveaus und zur Stärkung unserer Thesaurierungskraft."

Ziel der neuen Geschäftseinheit Real Estate Restructuring sei es, die dem Geschäftsfeld zugeordneten Portfolien Markt schonend unter Berücksichtigung verschiedener Optionen sowie der sich aus der weiteren Entwicklung der Immobilienmärkte ergebenden Chancen vollständig abzubauen.

Die Verantwortung für diesen Abbau übernimmt im Vorstand mit seinem Eintritt Johann Berger, dessen Amtsantritt Ende November für Anfang April angekündigt wurde.

Erfahrungen bei der Hypo Real Estate gesammelt

Berger war zuvor Vorstand bei der früheren HVB-Tochter Hypo Real Estate. Dort hatte er erfolgreich notleidenden Krediten unter anderem an Finanzinvestoren veräußert. Deshalb hatte es am Aktienmarkt zuletzt Spekulationen gegeben, er solle dies auch bei der HVB machen.

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