Immer mehr Betriebe nutzen das Internet:Hälfte der deutschen Arbeitsplätze ist vernetzt

Lesezeit: 2 min

Inzwischen sind 93 Prozent der Unternehmen online, aber ein Drittel von ihnen klagt über mangelnde IT-Kenntnisse der Mitarbeiter.

Von Dagmar Deckstein

(SZ vom 11.08.2003) — Nach einer soeben vorgelegten Forschungsarbeit am Europäischen Zentrum für Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat sich Deutschland in den vergangenen zwei Jahren einen weiteren Schritt in Richtung Internetökonomie bewegt.

Bei der letzten Unternehmensbefragung des ZEW im Jahre 2000 hatten erst 85 Prozent der Firmen über einen Internet-Anschluss verfügt. Inzwischen erledigen schon 41 Prozent der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe und 57 Prozent der Mitarbeiter in ausgewählten Dienstleistungsbranchen ihre Arbeit am Computer, was einem Anstieg um fünf beziehungsweise neun Prozentpunkten innerhalb von zwei Jahren entspricht.

Über einen Internetzugang am Arbeitsplatz verfügen mittlerweile 43 Prozent der Beschäftigten in Deutschland, vor zwei Jahren waren es erst 28 Prozent.

Potenzial für den Vertrieb

Dabei variiert die Bedeutung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) relativ stark zwischen den einzelnen Branchen. Am meisten genutzt werden Computer und Internet im Arbeitsalltag von Banken und Versicherungen, in der EDV und bei Telekommunikationsdienstleistern.

Mehr als 80 Prozent der Angestellten arbeiten hier überwiegend am PC. Im verarbeitenden Gewerbe sind IKT-Anwendungen deutlich weniger wichtig. Dennoch ist beispielsweise auch in der Verbrauchsgüter- und der Grundstoffindustrie (ohne Chemie) als den Wirtschaftszweigen mit der geringsten Verbreitung von Computern in Deutschland der PC für mehr als jeden dritten Beschäftigten inzwischen unverzichtbares Arbeitsmittel.

Die Befragung von 4500 Unternehmen ergab weiter, dass neun von zehn Firmen mit dem Einsatz der neuen Techniken vor allem die Geschäftsprozesse beschleunigen wollen. Nur etwas mehr als die Hälfte bezeichnete die Möglichkeit, Personalkosten zu sparen, als wichtiges Ziel. Das Internet nutzen bisher aber nur 34 Prozent der Firmen als Vertriebskanal für Geschäfte mit anderen Unternehmen ("B2B") und nur 22 Prozent für Geschäfte mit Endverbrauchern ("B2C").

Mangelnde Kenntnisse des Personals sind bei einem Drittel der Unternehmen das entscheidende Hindernis, IKT noch intensiver einzusetzen. Volkswirt Thomas Hempell, Mitarbeiter der ZEW-Forschungsgruppe "Informations- und Kommunikationstechnologien", führt dies zurück auf geringe Weiterbildungsaktivitäten vor allem kleinerer Unternehmen, aber auch auf mögliche Vorbehalte älterer Mitarbeiter gegen die neue Technik.

Aus empirischen Begleitstudien der Forschungsgruppe geht nach Angaben von Hempell hervor, dass Unternehmen, die den IKT-Einsatz durch Weiterbildung flankieren, produktiver seien als Wettbewerber, die dies nicht tun. In einer weiteren Untersuchung hatten die Mannheimer Forscher den Zusammenhang zwischen der rasanten Verbreitung von IKT und der Verschiebung der Anforderungsprofile der Arbeitnehmer hin zu höheren Bildungsabschlüssen dokumentiert.

Neue Umfrage

IT-Fachkräfte zum nächstmöglichen Zeitpunkt einstellen wollen 2,8 Prozent der Unternehmen in den befragten Branchen. Im Jahr 2000 hatte dieser Anteil noch gut sechs Prozent betragen. Die jüngste Umfrage des Bundesverbands für Unternehmen der Informationswirtschaft, der Telekommunikation und der neuen Medien (Bitkom) ergab, dass jedes fünfte ITK-Unternehmen zusätzliche Mitarbeiter einstellen wolle.

42 Prozent der Firmen signalisierten aber einen Fachkräftemangel. "Selbst der geringere Bedarf an IT-Fachkräften kann von unserem Bildungssystem nicht vollständig befriedigt werden", kritisiert Bitkom-Vizepräsident Jörg Menno Harms, zugleich Chef von Hewlett Packard Deutschland. Die IKT-Branche beschäftigt nach Angaben von Bitkom etwa 800000 Menschen in 1300 Unternehmen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: