Imageverlust:Stehen geblieben

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Die Briten finden, dass deutsche Autos überaus unzuverlässig sind. Besonders Volkswagen.

Von Gerd Zitzelsberger

(SZ vom 08.08.2003) — Deutsche Autos haben während der vergangenen Jahre spektakuläre Absatzrekorde in England eingefahren. Doch glücklich sind die Briten über ihre Volkswagen, Mercedes und BMW keineswegs immer.

Denn die einst sprichwörtliche Qualität deutscher Autos hat sich nach ihren Erfahrungen in jüngster Zeit erheblich verschlechtert.

BMW nur durchschnittlich

Selbst Daimler-Chrysler musste sich jetzt eine kräftige Rüge gefallen lassen. Inzwischen gelten die Stuttgarter Nobel-Karossen auf der Insel nur noch als Fahrzeuge von durchschnittlicher Zuverlässigkeit. Volkswagen musste sogar die Note "mangelhaft" einstecken.

Jedes Jahr befragt die Zeitschrift Which?, das britische Pendant zum Magazin test der Stiftung Warentest, nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Leser zu Pannen und Zuverlässigkeit ihrer Autos. In diesem Jahr kamen 33.000 Fragebögen zurück, und das Ergebnis ist eine Image-Katastrophe für die deutsche Automobilindustrie.

Keiner der großen Namen schaffte es mehr, beim Thema technische Zuverlässigkeit die Note "sehr gut" oder "gut" zu bekommen. Audi, BMW, Porsche sowie die VW-Töchter Seat und Skoda werden als "durchschnittlich" bewertet.

Die Autos der Muttergesellschaft VW selbst, deren Zuverlässigkeit vor zwei Jahr noch als "gut" eingestuft wurde, rutschten jetzt sogar in die unterste Kategorie ab. "In den neunziger Jahren hatten wir regelmäßig Volkswagen-Modelle empfohlen", schreibt das Magazin.

Doch bei den Wagen, die seit 1998 von den VW-Bändern rollen, gebe es eine zu hohe Pannenquote. ´

Absturz für Mercedes

Am stärksten unter allen 37 Marken habe sich die Qualität bei Mercedes verschlechtert. Selbst Ford-Autos, so die Verbraucher-Organisation, machen inzwischen seltener Probleme als die Limousinen aus Stuttgart.

Bei der E-Klasse - allerdings betrifft dies nicht das neueste Modell, sondern die Vorgänger-Version - meldeten die Which?-Leser so viele Pannen wie bei wenigen anderen Modellen.

Schlechter schneidet beinahe nur noch der Audi TT - britischer Listenpreis: 31.000 bis 42.000 Euro - ab: Jeder vierte Besitzer eines bis zu zwei Jahre alten Audi TT hatte im vergangenen Jahr mindestens eine Panne.

Zum Vergleich: Die Besitzer eines neuen Honda Accord oder eines neuen Mazda 323 sind völlig pannenfrei über die Insel gefahren. Überhaupt sind es beinahe ausschließlich japanische Namen, die bei Which? die besten Noten bekommen.

Einen kleinen Lichtblick aber gibt es für Daimler-Chrysler: Die Tochter Smart erhielt als einziger europäischer Hersteller ebenfalls die Bestnote in Sachen Zuverlässigkeit.

Lernen können die Stuttgarter auch bei ihrem "strategischen Partner" in Korea: Hyundai liegt ebenfalls vorne.

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