Im Profil: Thomas Fischer:Ein Risiko-Manager an der Spitze der WestLB

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Er pflegt nicht das Image des diskreten Bankiers. Im Gegenteil: Thomas Fischer trifft seine Gesprächspartner gern in teuren Spesenlokalen. Er trägt bunte Krawatten, auffällige Accessoires und das lange Haar blond-grau gewellt.

Von Helga Einecke

(SZ vom 17.10.03) — Dieser extrovertierte Stil lässt sich ohne Not als Bekenntnis zu Eitelkeit und Ehrgeiz pur einordnen. Sein Auftritt passt eher zur Formel 1, deren Konzept er bis vor kurzem für die Bayerische Landesbank entwickelte. Aber nicht das Autorennen, sondern das Boxen ist seine sportliche Leidenschaft, die er sogar aktiv ausübte.

Beschlagener Fachmann

Dessen ungeachtet holt sich die Westdeutsche Landesbank (WestLB) mit Fischer einen beschlagenen Fachmann an ihre Spitze. Der 56-Jährige beherrscht das Managen von Risiken wie kein anderer. Er ist deshalb erste Wahl für die wegen zu riskanter Geschäfte in Schwierigkeiten gekommene WestLB.

Fischer hat aber noch mehr zu bieten. Er kennt sich im Geschäft der öffentlich-rechtlichen Landesbanken und ihren politischen Fallstricken aus. Er hält nichts vom blinden Kopieren angelsächsischer Strategien. Außerdem kann er gut reden und weiß, wovon er spricht.

Intellektueller Kopf

Seine Bewunderer bezeichnen ihn als einen "brillanten Rhetoriker" und als einen "intellektuellen Kopf". Tatsächlich spricht er ein amerikanisches Englisch wie seine Muttersprache und ist an den wichtigsten Finanzplätzen dieser Welt zu Hause.

Fischers Weg in die Hochfinanz verlief ziemlich gradlinig. In den 70er Jahren ging er in Berlin nicht demonstrieren, sondern holte dort das Abitur nach. Er studierte und promovierte in Volkswirtschaft in Freiburg und arbeitete nebenher im väterlichen Unternehmen.

1983 ging er zur Varta Batterie AG und bewährte sich im Bereich Controlling. 1985 wechselte er zur Deutschen Bank nach Frankfurt. Auch dort wurde die interne Betriebskontrolle seine Domäne. In zehn Jahren hatte er sich bis zur Leitung des Risk Managements hochgearbeitet, eine nach dem Börsensturz von 1987 zunehmend wichtige Funktion in einer Großbank.

Mutiger Schritt

1995 reizte ihn der Chefposten bei der zweitgrößten deutschen Sparkasse, der Landesgirokasse in Stuttgart. Das war ein mutiger Schritt, weil der Dünkel der Deutschen Bank damals noch groß und die Welt der Sparkassen provinziell war. Drei Jahre später fusionierte die Landesgirokasse mit zwei Instituten.

Die Führung teilen mochte sich Fischer nicht. Er ging zurück zur Deutschen Bank. Im Vorstand übernahm er die Kontrolle über die Kreditrisiken und wurde Spezialist für die neuen Eigenkapitalvorschriften ("Basel II").

Krach mit Ackermann

Aber auch in dieser Position konnte er sich nur drei Jahre halten. Er verkrachte sich mit dem damals neuen Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, über dessen alleinigen Führungsanspruch.

Im Januar 2002 verließ er die Deutsche Bank erneut. Zuvor hatte er aber auch schon einmal mit der WestLB verhandelt. Er soll damals ein Jahresgehalt von 3,5 Millionen Euro verlangt haben, und an dieser stolzen Gehaltsforderung soll seine Berufung gescheitert sein.

Nun ist er zwei Jahre später am Ziel. Diesmal ist seine Gehaltsforderung nicht bekannt.

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