Im Profil:Klaus Mangold

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Von seiner Schlagfertigkeit hat Klaus Mangold auch in diesen turbulenten Wochen nichts verloren. Da droht die Bundesregierung dezent damit, dem Mautsystem-Betreiber Toll Collect bei weiteren Pannen den Milliardenauftrag am 15. Dezember zu entziehen. Und der 60-jährige Manager antwortet auf die Frage, ob ihm unwohl wird mit Blick auf diesen Termin: "Wieso? Ich gehe dann in Pension."

Von Ulf Brychcy

(SZ vom 08.10.03) - Doch ganz so locker steckt das langjährige Vorstandsmitglied des Automobilkonzerns Daimler-Chrysler das Debakel bei dem elektronischen Lkw-Mautsystem nicht weg. Es schmerzt den gebürtigen Pforzheimer, dass er mit seinem letzten großen Projekt am Ende seines Berufslebens als Gescheiterter dasteht - sowohl in der Öffentlichkeit als auch im eigenen Unternehmen.

Ein Netzwerker

Mangold ist ein Netzwerker und ein begnadeter Verkäufer, er kann überaus charmant sein. Der Genießer, der seine Gäste gern an gutem Essen, bestem Wein und der Zigarre danach teilhaben lässt, weiß, wie lukrative Geschäfte akquiriert werden. Dass Daimler-Chrysler und Deutsche Telekom mit ihrer Firma Toll Collect von der Bundesregierung den Auftrag für den Aufbau und Betrieb eines neuartigen Autobahn-Mautsystems erhalten haben, war vor allem Mangolds Verdienst. Auch deshalb, weil der Manager bestens im Spannungsfeld zwischen Politik und Wirtschaft zurechtkommt. Zumindest bis vor wenigen Monaten.

Jetzt ist alles anders. Mangold und sein Partner Josef Brauner von der Deutschen Telekom sowie das Bundesverkehrsministerium überziehen sich gegenseitig mit Vorwürfen und Schuldzuweisungen, der Streit wird immer heftiger.

Wohl selten haben zwei deutsche Vorzeigekonzerne und der Bund so miteinander im Clinch gelegen. Dabei ist unstrittig, dass vor allem Toll Collect und damit auch der Manager Mangold versagt hat. Das komplexe Maut-Erfassungssystem funktioniert, entgegen allen vertraglichen Zusagen, immer noch nicht. Dem Bund gehen dadurch seit September monatlich mindestens 156 Millionen Euro an Maut-Einnahmen verloren.

Ziemlich selbstgerecht

Es wirkt daher ziemlich selbstgerecht, wenn Mangold Haftungsansprüche des Bundes brüsk ablehnt und stattdessen über einen angeblich zu engen Zeitplan der Politik beim Aufbau des Mautsystems schimpft. Auf einen neuen Starttermin für die Pannenanlage will er sich gar nicht mehr einlassen - was bemerkenswert ist für das Vorstandsmitglied eines Weltkonzerns, der sonst auf den Tag genau den Einführungstermin seiner neuen Automodelle zu benennen pflegt.

Der promovierte Jurist Mangold hatte vor Wochen geklagt, dass er wegen der Maut-Probleme den alljährlichen Urlaub in seinem umgebauten Bauernhaus im Schwarzwald kippen musste. Nun könnte es ganz dicke kommen. Der Kanzler dürfte ihn zur Rede stellen.

Gerhard Schröder und der Manager sind gemeinsam zum deutsch-russischen Gipfel nach Jekaterinburg gereist. Mangold ist in seiner Funktion als Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft dort. Zumindest in dieser Funktion glänzt der polyglotte Manager, er knüpft enge kulturelle und wirtschaftliche Bande nach Osteuropa.

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