IG Metall:Große Tarifkommission winkt VW-Kompromiss durch

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Trotz großer Bedenken im Gewerkschaftslager hat der neue Tarifvertrag bei VW eine wichtige Hürde genommen. Die Unterhändler von Arbeitgebern und -nehmern hatten sich am Mittwoch auf das Kompromisspaket verständigt.

Der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine sagte am Mittag nach dreieinhalbstündigen Beratungen in Hannover, dass nach seiner Meinung nun auch der IG-Metall-Vorstand dem Ergebnis zustimmen werde.

Demonstrierende Volkswagen-Mitarbeiter. (Foto: Foto: AP)

Meine wies darauf hin, dass Volkswagen in Bezug auf die Arbeitszeit nun das flexibelste Tarifvertragswerk aller Automobilkonzerne habe. Gleichzeitig gelte für alle Beschäftigten in den sechs westdeutschen VW-Werken nun ein Kündigungsschutz bis Silvester 2011.

95 zu 15

Nach Angaben der Gewerkschaft stimmten 95 Mitglieder der Tarifkommission für die Annahme des Kompromisses. 15 votierten gegen den am Mittwoch zwischen Gewerkschaft und Unternehmen vereinbarten Tarifvertrag. Dem Durchbruch war ein 27-stündiger Verhandlungsmarathon vorausgegangen.

Der neue Tarifvertrag sieht im Kern die Sicherung der rund 103.000 Arbeitsplätze in den sechs westdeutschen VW-Werken bis zum Ende des Jahres 2011 vor. Zusätzlich wurde für die Laufzeit bis zum 31. Januar 2007 eine Nullrunde mit lediglich einer Einmalzahlung von 1000 Euro vereinbart.

Im Vorfeld der Entscheidung durch die Große Tarifkommission waren Bedenken aufgekommen, ob das Gremium den Kompromiss durchwinken würde. Denn bei genauerer Prüfung des Vertrages wird deutlich, dass sich die Gewerkschaft in keinem wesentlichen Punkt durchsetzen konnte.

Ganz offensichtlich ist dies beim Thema Gehaltserhöhungen, bei dem von der ursprünglichen Forderung einer vierprozentigen Anpassung nach oben nicht mehr viel übrig geblieben ist.

Revisionsklausel

Allerdings ist auch die von Meine gerühmte Arbeitsplatzgarantie nach Berichten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und dem Handelsblatt nicht allzu viel wert. Denn Volkwagen könne die Zusage, die Beschäftigung bis 2011 auf dem aktuellen Niveau zu halten, notfalls kurzfristig zurücknehmen, berichten die zwei Zeitungen. Der Tarifvertrag, auf den sich Arbeitgeber und IG Metall am Mittwoch geeinigt haben, enthält eine Revisionsklausel.

Die Regelung sieht laut FAZ vor, dass sich die Gewerkschaft "bei wesentlichen Änderungen der Grundannahmen oder der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen" einem Überprüfungsgespräch stellen muss. Falls dieses scheitere und auch ein Schlichter keine Einigung erreiche, könne VW die ursprüngliche Vereinbarung binnen drei Monaten kippen.

Verdi kritisch

Kritische Töne über den neuen Tarifvertrag bei VW kommen auch von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Diese sieht den Spielraum für Lohnerhöhungen in anderen Branchen durch die Einigung bei VW eingeengt. "Wenn ein Glanzlicht der deutschen Wirtschaft wie VW 28 Monate Nullrunden vereinbart, dann weckt das Begehrlichkeiten bei anderen Arbeitgebern", sagte der Leiter Tarifpolitik beim Verdi-Bundesvorstand, Jörg Wiedemuth, der Berliner Zeitung.

Wiedemuth betonte zugleich: "Weder im öffentlichen Dienst noch in den anderen Branchen, die 2005 Tarifverhandlungen führen, haben wir das Ziel, Nullrunden zu fahren". Ganz klares Ziel sei es, mindestens eine Sicherung der Reallöhne zu erreichen.

Eichel fordert Nullrunde

Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD) hatte am Donnerstag eine Nullrunde im öffentlichen Dienst gefordert und dies auch mit dem Tarifabschluss bei VW begründet.

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