ifo-Index:Zeit des Erwachens

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Erstmals seit langem zieht die Konsumnachfrage in Deutschland wieder an. Dies ist einer der Gründe für die unerwartet deutliche Verbesserung des Geschäftsklimas im Juli.

In der deutschen Wirtschaft stehen die Signale auf Aufschwung: Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Juli überraschend deutlich von 94,6 auf 95,6 Punkte, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Dienstag berichtete. Experten hatten lediglich einen Anstieg auf 95 Punkte erwartet.

Die befragten Unternehmen sprachen sowohl von besseren aktuellen Geschäften als auch von positiveren Zukunftsaussichten. Erstmals seit langem zog die Nachfrage im Inland an. Der konjunkturelle Aufwärtstrend werde sich im zweiten Halbjahr 2004 fortsetzen, sagte ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Nach zwei Rückschlägen in den Vormonaten zeigten sich die Unternehmen im Juli in deutlich besserer Stimmung als erwartet. Der Klimaindex, der als einer der wichtigsten Frühindikatoren in Deutschland gilt, lag sogar über dem langjährigen Durchschnitt von 95,0 Punkten.

Am Bau geht es weiter bergab

In den vergangenen Tagen hatten bereits die fünf Wirtschaftsweisen und das Zentrum Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Hoffnungen auf einen spürbaren Aufschwung beflügelt.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement korrigierte daraufhin seine Konjunkturprognose für 2004 leicht nach oben.

Dem ifo-Institut sagten die rund 7.000 befragten Unternehmen, dass sich im Juli ihre Geschäftssituation verbessert habe; der Teilindex der Lage zog von 93,2 auf 94,1 Punkte an. Die Aussichten für das kommende halbe Jahr wurden ebenfalls positiver beurteilt: Der Teilindex der Geschäftserwartungen stieg von 96,0 auf 97,1 Punkte.

Wie ifo-Präsident Sinn erläuterte, hellte sich die Stimmung in allen Sektoren auf - mit Ausnahme der Baubranche. Besonders ausgeprägt sei die Verbesserung im Großhandel. Einen "weiteren Lichtblick" sah Sinn im freundlicheren Klima im Einzelhandel, denn bisher habe besonders die lahmende Binnennachfrage die konjunkturelle Erholung behindert.

Der Export ist dem ifo-Chef zufolge "weiterhin deutlich auf Expansion gerichtet", die Industrieunternehmen rechnen mit steigender Nachfrage aus dem Ausland.

Im Bauhauptgewerbe jedoch habe sich die Stimmung, ausgehend von einem "Besorgnis erregenden niedrigen Niveau", weiter verschlechtert, sagte Sinn.

Wie Analyst Lorenzo Codogno von der Bank of America sagte, stärkten die jüngsten Einigungen über längere Arbeitszeiten, etwa bei DaimlerChrysler, das Zutrauen der Unternehmen.

Aber nach Ansicht von Analysten bestehen durch den hohen Ölpreis und den starken Euro weiter Risiken für die Konjunkturerholung in Deutschland.

Zudem könne der Anstieg der Nachfrage im Inland zu schwach sein, um die Rückgänge auszugleichen, die durch das Auslaufen des weltweiten Aufwärtstrends erwartet würden.

(sueddeutsche.de/AP)

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