ifo-Index:"Kleiner Warnschuss für die Konjunktur"

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Der starke Euro hat der Hoffnung auf einen Konjunkturaufschwung einen Dämpfer versetzt. Nach neun Anstiegen in Folge verschlechterte sich der Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts im Februar überraschend deutlich.

Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn wertete den Rückgang des Index von 97,5 auf 96,4 Zähler als "kleinen Warnschuss" für die Konjunkturentwicklung. Viele Experten hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet. An den Börsen sorgte der Rückgang des ifo-Index für schlechte Stimmung.

Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. (Foto: Foto: AP)

Sinn machte vor allem den starken Euro für die Eintrübung verantwortlich. "Wenn der Euro über 1,30 Dollar geht, wird es schon schwierig für die Unternehmen, in den Dollar-Raum zu exportieren." Die Europäische Zentralbank müsse den Kurs notfalls durch Interventionen stabilisieren. Von einer Zinssenkung zum derzeitigen Zeitpunkt riet Sinn allerdings ab.

Vermutlich werde sich der Stimmungsaufschwung der vergangenen Monate nach der Unterbrechung im Februar fortsetzen. Das ifo Institut sieht erst bei drei Rückgängen in Folge Zeichen für einen längerfristigen Abwärtstrend.

Der deutsche Leitindex Dax rutschte nach Bekanntgabe der ifo-Zahlen ins Minus und hielt sich nur noch knapp über der 4000-Punkte-Marke.

Pessimistischer beurteilten die Unternehmen ihre vor allem ihre Zukunftsaussichten für die kommenden sechs Monate. Der entsprechende Index verschlechterte sich von 102,9 auf 100,4 Punkte.

Dagegen fielen die Urteile zur gegenwärtigen Geschäftslage mit 92,6 Punkten nahezu unverändert aus (Januar: 92,5 Punkte).

Gedämpfte Exporterwartungen

Die Euro-Aufwertung drückte vor allem auf die Exporterwartungen in der Industrie. Auch die Großhandelsunternehmen beurteilten sowohl den Ausblick als auch die gegenwärtige Geschäftslage schlechter. Dagegen hellte sich das Klima im Einzelhandel auf niedrigem Niveau leicht auf. Die Stimmung in der Bauwirtschaft, die seit Jahren in der Krise steckt, blieb nahezu unverändert.

Auch ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb hält den Rückgang für nicht dramatisch. "Bisher sehen wir noch keinen Anlass dafür, dass wir von unseren Prognosen abrücken", sagte Nerb. Das Institut rechnet für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr mit einem Wachstum um 1,8 Prozent.

"Es musste schon mal damit gerechnet werden, dass die Erwartungen nicht ungebremst nach oben gehen, jetzt sind sie etwas gedämpft, aber auf hohem Niveau", sagte Nerb. Mit einer Belebung auf dem Arbeitsmarkt sei spätestens im zweiten Halbjahr zu rechnen.

Erstmals bundesweit einheitlicher Index

Zum ersten Mal verzichtete das Institut bei seinem Geschäftsklima-Index auf eine Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland und legte einen bundesweit einheitlichen Index vor.

Der Geschäftsklima-Index stützt sich auf eine Umfrage bei 7000 Firmen aus dem Verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe sowie dem Groß- und Einzelhandel. Die einmal pro Monat ermittelten Zahlen gelten als wichtiger Indikator für die konjunkturelle Entwicklung.

© sueddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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