ifo-Index:Deutschland in Hochstimmung

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Trotz der hohen Ölpreise hat sich die Stimmung in der Wirtschaft unerwartet weiter verbessert: Sie ist so gut wie seit 15 Jahren nicht mehr.

Der ifo-Geschäftsklimaindex sei das fünfte Mal in Folge gestiegen und kletterte von 105,4 Punkten im Vormonat auf 105,9 Zähler, teilte das ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Dienstag in München mit.

Das ist der höchste Stand seit April 1991. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem leichten Rückgang auf 104,9 Punkte gerechnet. Die Daten sprechen nach Einschätzung von ifo-Vorstandsmitglied Gebhard Flaig für eine "weiterhin robuste Konjunkturentwicklung".

Der Indikator für die Erwartungen in den Unternehmen ist den Angaben zufolge allerdings von 105,7 Punkten auf 105,5 Zähler gesunken. Die befragten Experten hatten allerdings zuvor mit einem stärkeren Rückgang auf 105,0 Punkte gerechnet.

Die Einschätzung der Lage verbesserte sich ebenfalls unerwartet. Hier sei der entsprechende Unterindex von 105,1 Punkte im März auf 106,4 Zähler gestiegen, hieß es weiter vom Ifo-Institut. Volkswirte hatten mit 105,0 Zählern gerechnet.

Anleihen unter Druck

Ökonomen sehen in den überraschend freundlichen Daten ein positives Signal für die Konjunkturentwicklung in Deutschland. Die Aufhellung der Stimmung lasse darauf hoffen, dass der Aufschwung einen längeren Atem aufweist, als bislang erwartet wird, hieß es beispielsweise von der Postbank.

"Von einer bevorstehenden konjunkturellen Abkühlung ist jedenfalls in den Ifo-Daten nichts zu sehen". Die Commerzbank erwartet ebenfalls eine Fortsetzung des konjunkturellen Aufwärtstrends. Die Industrie sei dabei allerdings weiterhin ein Hauptträger der konjunkturellen Entwicklung, sagte Volkswirt Ralph Solveen.

Trotz des überraschenden Anstiegs des wichtigsten Frühindikators in der größten europäischen Volkswirtschaft erwartet die HSBC Trinkaus & Burkhardt allerdings keine Änderung des geldpolitischen Kurses der Europäischen Zentralbank (EZB).

Das Stimmungshoch in der deutschen Wirtschaft werde die EZB nicht von "ihrem behutsamen Straffungskurs der Leitzinsen abbringen", sagte Volkswirt Thomas Amend. "Die EZB wird die Zinsen weiter erhöhen, dabei aber nichts überstürzen".

Die Währungshüter dürften abwarten, wie sich das "sehr freundliche Stimmungsumfeld" in harten Daten wie Auftragseingänge niederschlage und den Leitzins erst im Juni um 0,25 Punkte anheben, sagte Amend weiter. Die deutsche Wirtschaft profitiere derzeit weiter von einer soliden Weltkonjunktur.

Nach der Veröffentlichung der ifo-Zahlen sind die Kurse am deutschen Anleihenmarkt kräftig unter Druck geraten. Der richtungsweisende Euro-Bund-Future sank im späten Vormittagshandel um 0,30 Prozent auf 115,39 Punkte. Unmittelbar vor der Veröffentlichung hatte er noch in der Gewinnzone bei 115,85 Zählern notiert.

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