IDNow:Das Ziel sind  100 Millionen Umsatz

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Mit der Technologie von IDNow können sich beispielsweise Kunden von Banken online per Smartphone identifizieren. (Foto: oh)

Das Münchner Start-up will seine Erlöse vervielfachen und tauscht seine Spitze aus.

Von Nils Wischmeyer, München

Wenn der Finanzchef und der Chef eines Unternehmens zum selben Zeitpunkt ausgetauscht werden, dann klingt das erst einmal nach einer Menge Ärger. Wenn dann auch noch die Gründer verstärkt in die Entwicklung des operativen Geschäfts eingreifen, dann wird es meist richtig eng. Denn warum sollte man sonst alles auf den Kopf stellen? Das Münchner Start-up IDNow tut nun aber genau dies. Die Firma, die Video-Identifizierungen unter anderem für Banken wie N26 anbietet, vollführt gleich alle Managementwechsel auf einmal. Und doch, so sagt es Gründer Felix Haas, sei alles in bester Ordnung.

Das Start-up aus München, gegründet 2015, ist mit dem sogenannten Video-Ident-Verfahren groß geworden. Dies wird genutzt, wenn sich ein Kunde online ausweisen muss, beispielsweise bei einer Direktbank ohne Filialen. Wer seine Identität im Internet nachweisen will, kann dann per Video mit einem Mitarbeiter von IDNow chatten, hält seinen Ausweis in die Kamera, wird von ihm und dem Computer geprüft, und schon ist er registriert.

Das ist das Geschäftsmodell, von dem Felix Haas sagt, es laufe außerordentlich gut. Er ist einer der Gründer der Firma und unter anderem Organisator der Start-up-Konferenz Bits & Pretzels in München. Seinen Angaben zufolge hat sein Unternehmen im vergangenen Jahr einen kleinen zweistelligen Millionenbetrag umgesetzt, so viel wie bisher noch nie. "Wir wären ja verrückt, wenn wir jetzt nicht noch stärker in unsere Firma einsteigen würden", sagt Haas zur Rückkehr der Gründer ins Tagesgeschäft. Und warum der Wechsel des Geschäftsführers und auch noch des Finanzchefs für das noch junge Start-up? "Wir wollen 2023 rund 100 Millionen Euro Umsatz machen. Dafür müssen wir das Geschäft jetzt vervielfachen", sagt Felix Haas. "Unser aktueller Chef kommt aus Großbritannien und war vier Tage die Woche da. Aber jetzt mit der Expansion ist das eher eine Sechs-Tage-Plus-Woche." Deshalb habe man sich dazu entschieden, jemand Neuen an die Spitze der Firma zu setzen.

Der ehemalige Finanzchef und Gründer Sebastian Bärhold will sich zudem mehr auf die Geschäftsentwicklung konzentrieren. Deshalb werde auch er ausgetauscht, erläutert Haas. Neuer Geschäftsführer von IDNow wird Andreas Bodczek, ehemals Chef der Telefónica Deutschland und Gründer von Fyber, einem Technologieanbieter für mobile Werbung.

Das junge Unternehmen will nun in andere europäische Länder expandieren

Als Finanzchef haben die Münchner den Manager Joseph Lichtenberger geholt, vorher Chef der Finanzen bei Scout24, also bereits erfahren im Start-up-Geschäft. Beide Manager sollen die Expansion des jungen Unternehmens vorantreiben und zunächst in andere europäische Länder expandieren. Wie die Firma das finanzieren wird und ob sie sich schon bald auf die Suche nach den nächsten Investoren machen will, möchte das Start-up aber vorerst nicht kommentieren.

Zuletzt stand das Video-Ident-Verfahren in der Kritik, unter anderem weil Betrüger das System austricksten und Konten unter falschen Namen anlegen konnten. "Jedes System ist anfällig für Betrüger, sowohl offline als auch eben online", sagt Haas. "Wir tun aber alles, damit so etwas nicht passiert." In anderen Ländern setzt das Start-up zudem auf ein voll automatisiertes Verfahren, ganz ohne Videochat mit einem Mitarbeiter. In Deutschland ist das allerdings von der Finanzaufsicht noch nicht genehmigt.

Den Betrügern einen Schritt voraus zu sein, das ist die Komplexität des Geschäfts und dem neuen Chef Bodczek zufolge der Vorteil des Münchner Start-ups. "Wir haben so viele Daten gesammelt und bereits mehrere Jahre Erfahrung. Das holt niemand so schnell auf", sagt Bodczek. Die neue Führungsmannschaft muss jetzt beweisen, dass das auch stimmt.

© SZ vom 07.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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