iCar:Apples Geheimnis

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Wie konkret sind die Pläne des kalifornischen Software-Konzerns, ein eigenes, selbstfahrendes Auto zu entwickeln? Und könnte es schon 2019 ein iCar geben, wie das "Wall Street Journal" nun unter Berufung auf Insider spekuliert?

Von Thomas Harloff, München

Es scheint, als würde Apples erstes Auto regelrecht herbeigesehnt. Fast im Monatstakt gibt es neue - mal mehr, mal weniger seriöse - Erkenntnisse. Nun schreibt das Wall Street Journal mit dem Verweis auf "mit der Angelegenheit vertraute Personen", dass es sich nun um ein "bindendes Projekt" handle, dessen Ziel 2019 erreicht werden soll. Dafür soll das bislang aus 600 Mitarbeitern bestehende Team auf die dreifache Größe anwachsen. Hat der Software-Konzern also wirklich vor, ein eigenes Auto zu bauen? Eine endgültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Doch es gibt einige Anhaltspunkte, die dafür sprechen.

Was wir wissen: Das Projekt existiert. Es trägt den Namen "Titan" und wird von Mitarbeitern betreut, die Apple zuvor von Autofirmen wie etwa Tesla abgeworben hat. Zwei der prominentesten Namen auf der Liste sind Doug Betts und Johann Jungwirth. Betts war bis zum vergangenen Jahr bei Fiat-Chrysler für die weltweite Qualitätssicherung zuständig. Jungwirth, Ex-Chef des in Kalifornien ansässigen Mercedes-Entwicklungszentrums Nordamerika, arbeitet seit September 2014 bei Apple.

Sicher ist auch: Apple forscht in Sachen Elektroantrieb. Darauf weist eine Klage hin, die Ende Februar von der Firma A123 Systems eingereicht wurde. Der Hersteller von Elektroauto-Batterien wirft dem Technologiekonzern vor, seit 2014 gezielt führende Techniker für eine eigene Akkusparte abzuwerben.

Es gibt viele Anhaltspunkte, die dafür sprechen

Und schließlich: Apple sucht ein Testgelände. Wie der Guardian im August berichtete, hat der IT-Konzern bei den Betreibern der nördlich von San Francisco liegenden GoMomentum Station angefragt, dort Autos erproben zu dürfen. Die ehemalige Militärbasis, die noch immer für die Öffentlichkeit geschlossen ist und von Soldaten bewacht wird, bietet etwa 30 Kilometer an innerstädtischen und autobahnähnlichen Straßen. Das Gelände wird auch von anderen Hersteller für Tests genutzt.

Apple sagt dazu fast nichts. Bislang gibt es lediglich den Satz von Apple-Vizepräsident Jeff Williams, der auf einer Konferenz Ende Mai sagte, dass das Auto "das ultimative mobile Endgerät" sei. Nur um kurz darauf seine Aussage mit dem Hinweis zu relativieren, dass sich seine Firma viele interessante Sparten anschaue.

So bleibt vieles spekulativ. Etwa die Frage, wie das Auto aussehen wird. Nachdem zunächst über einen Minivan spekuliert wurde, hieß es später, dass der BMW i3 als Vorbild dienen solle und Apple mit dem Münchner Autohersteller über die Nutzung von dessen Plattform verhandle. BMW bestritt dies, aber die Kontakte zwischen den Bayern und den Kaliforniern bleiben weiter intensiv. So hat sich Apple-Chef Tim Cook die i3-Produktion im Leipziger BMW-Werk angeschaut.

Dennoch scheint es eher unwahrscheinlich, dass schon 2019 ein fertiges Auto von Apple präsentiert wird. Wahrscheinlicher ist, dass zu diesem Zeitpunkt ein Design abgesegnet wird. Die große Frage aber bleibt, ob es überhaupt ein eigenes Apple-Auto geben wird. Fakt ist, dass der Konzern schon jetzt mit den meisten Autoherstellern kooperiert, weil diese das Carplay-System in ihren Autos anbieten. Allein deshalb stehen der IT-Konzern und die Autobranche in regem Austausch. Ob dabei auch über weitergehende Kooperationsmöglichkeiten gesprochen wurde, ist aber vorerst noch ein Geheimnis.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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