Hypothekenkrise belastet Deutsche Bank:Zahlenwunder Ackermann - das Plus im Minus

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Die Finanzkrise trifft die Deutsche Bank massiv: Im dritten Quartal erwartet das größte deutsche Geldhaus Lasten von 2,2 Milliarden Euro. Dennoch steht der Konzern im dritten Quartal besser da als im Vergleichszeitraum.

Allein 700 Millionen Euro der Belastungen stammen aus der Neubewertung von Kreditzusagen für Übernahmen, wie die Deutsche Bank am Mittwoch mitteilte. Die restlichen 1,5 Milliarden Euro resultierten aus dem Geschäft mit strukturierten Kreditprodukten, verbrieften Wohnungsimmobilien sowie aus dem Handel mit festverzinslichen Produkten und Aktien. Der Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities werde deshalb einen Verlust vor Steuern zwischen 250 und 350 Millionen Euro ausweisen, hieß es.

2,2 Milliarden Euro Verluste im dritten Quartal - die Deutsche Bank hält aber an ihren Jahreszielen fest. (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt erwartet die Deutsche Bank für das dritte Quartal ein Konzernergebnis vor Steuern in der Größenordnung von 1,2 Milliarden Euro. Hinzu kämen Steuererträge, insbesondere aus der Unternehmenssteuerreform in Deutschland, aus Vorteilen aus der Beilegung von Steuerverfahren sowie aus Steuerforderungen aus dem laufenden und aus vergangenen Jahren. Auf dieser Grundlage gehe die Bank derzeit von einem Gewinn nach Steuern von mehr als 1,4 Milliarden Euro aus.

Ein Sechstel mehr als im Vergleichszeitraum

Unterm Strich ist das ein Sechstel mehr als im Vorjahresquartal. "Trotz eines herausfordernden Quartals für unsere Investmentbankingeinheiten zeigten unsere 'stabilen' Geschäftsfelder weiterhin eine gute Leistung", sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf einer Investorenkonferenz in London.

Für die Zukunft gibt sich der Schweizer optimistisch. "Nach der Phase der Marktkorrrektur sehen wir wieder substanzielle Möglichkeiten im Investmentbanking." Die Bank halte daher an ihren Zielen für das kommende Jahr fest.

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Für 2007 hatten die Frankfurt bislang noch keine Prognose gegeben. Die endgültigen Zahlen zum gerade abgelaufenen dritten Quartal will das Geldhaus Ende Oktober vorlegen.

Bankchef Ackermann bekräftigte am Mittwoch aber die Prognose für den Vorsteuergewinn für das kommende Jahr in Höhe von 8,4 Milliarden Euro.

An der Börse kamen die Nachrichten der Deutschen Bank trotz der Milliarden-Einbußen gut an. Die Aktie führte mit einem Plus von mehr als zwei Prozent auf 95,44 Euro die Gewinnerliste im Dax an. Auch andere Finanzwerte legten deutlich zu. "Am wichtigsten war, dass die Deutsche Bank zu ihren Prognosen für 2008 steht. Das ist genau das, was die Märkte hören wollten", sagte Analyst Heino Ruland von Frankfurt-Finanz.

Noch "keine Entwarnung"

Andere Börsianer blieben pessimistisch. "Es ist eine Beruhigung, aber keine Entwarnung", sagte ein Händler. "Man weiß ja leider nicht, was und wo genau abgeschrieben wurde. Die Zahlen sehen auf den ersten Blick zwar sehr gut aus, aber ich traue dem Frieden nicht."

Das Bonitätsrating des Geldinstituts wird von den milliardenschweren Belastungen nicht beeinflusst. Die Ratingagentur Standard & Poor's teilte mit, sie halte an ihrer Einstufung für das Geldhaus von "AA" fest. Auch der Ausblick bleibe stabil. Die Ertragskraft sei trotz der Einbußen durch die Finanzkrise gut, erklärten die S&P-Analysten.

Die Deutsche Bank hatte bereits Anfang September als eine der ersten Großbanken Angaben zu den Kreditzusagen für Übernahmen gemacht. Rund 29 Milliarden Euro müsse die Bank angesichts der Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten nun neu bewerten, was zu Abschreibungen führe, hatte Ackermann gesagt.

Beichte im Abendprogramm

Später räumt er in einem Fernseh-Talkshow ein, dass die Bank zu risikofreudig Finanzierungszusagen gemacht habe.

Der Druck auf das Institut, mehr Details zu den Belastungen zu präsentieren, war nach den Gewinnwarnungen von Citigroup und UBS Anfang der Woche stark gewachsen. Die Schweizer Großbank UBS stellte wegen milliardenschwerer Abschreibungen den ersten Quartalsverlust seit neun Jahren in Aussicht. Insgesamt 2,4 Milliarden Euro muss das Institut wertberichtigen. Im Investmentbanking sollen deshalb vor allem in den USA und in London etwa 1500 Stellen wegfallen.

Die Citigroup erwartet angesichts der durch die Probleme am US-Markt für zweitklassige Hypothekendarlehen ausgelösten Finanzkrise einen Gewinnrückgang von 60 Prozent.

Die US-Hypothekenkrise hatte in Deutschland besonders die IKB und die SachsenLB heftig getroffen.

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