Hypo-Vereinsbank:Immobilien-Opfer geht wohl leer aus

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In einem Prozess gegen die HypoVereinsbank stellt das Gericht seltsame Rechnungen an. Welche Aussichten der Klägerin bei einem Immobilien-Erwerb aufgezeigt wurden, blieb hingegen unklar.

Von Daniela Kuhr

(SZ vom 21.11.03) - Zugegeben: Es gibt Anleger, die kriegen den Hals nicht voll. Die Rendite, mit der man sie lockt, kann gar nicht hoch genug sein. Dass bei vielen dieser Kapitalanlagen eigentlich sämtliche Alarmglocken schrillen, überhören sie geflissentlich. Erst wenn die Zinsen ausbleiben oder die Kapitalanlage sich nicht verkaufen lässt, wachen sie auf aus ihrem Traum vom schnellen Geld - und suchen den Fehler bei anderen. Meist wird dann die Bank oder der Berater, der das Investment verkauft hat, vor Gericht zitiert und auf Schadenersatz verklagt.

Keine Traumimmobilien: Plattenbauten in Hoyerswerda. (Foto: Foto: dpa)

Vielleicht ist auch die Klägerin, die derzeit vor dem Münchner Landgericht gegen die HypoVereinsbank zu Felde zieht, solch ein Opfer ihrer eigenen Gier. Doch ob das tatsächlich der Fall ist, blieb am Donnerstag in der Verhandlung vor der 22. Zivilkammer offen - zumindest für die Prozessbeobachter.

Den drei Richtern hingegen schien die Sache sonnenklar. "Sobald der Deutsche das Wort Steuerersparnis hört, fliegt er drauf", stellte der Vorsitzende Richter Matthias Ruderisch eingangs fest.

Erstaunlich günstiger Preis

Die Klägerin hatte 1995 auf Anraten eines Beraters der früheren Bayerischen Vereinsbank (jetzt HypoVereinsbank) eine Eigentumswohnung in Leipzig erworben, Kaufpreis plus Nebenkosten: 381.000 DM. Im Verkaufsprospekt war nach Angaben der Klägerin von "Wohnungen zu einem für diese Lage erstaunlich günstigen Preis" zu lesen. Die Bank finanzierte den Kauf zu 100 Prozent.

Es sei nicht ihre Idee gewesen, sagte die Frau vor Gericht. Der Berater sei von sich aus auf sie zugekommen und habe vorgerechnet, dass sich das Ganze wegen der Steuervorteile trotz der Fremdfinanzierung lohne.

Doch der Immobilienmarkt im Osten entwickelte sich extrem schlecht. Heute sei die Wohnung nicht einmal mehr 40 Prozent ihres ursprünglichen Kaufpreises wert, sagte die Geschädigte. Sie wirft der Bank vor, schlecht beraten zu haben, und fordert 195.000 Euro Schadenersatz.

Das Gericht zeigte dafür wenig Verständnis. Die Bank habe nicht wissen können, dass der Immobilienmarkt im Osten einbricht. Statt nachzufragen, wie das Beratungsgespräch damals tatsächlich ablief und was der Kundin in Aussicht gestellt wurde, zweifelten die Richter schon den entstandenen Schaden an. "Sie haben doch fünf Jahre lang Miete kassiert", hielt Ruderisch der Klägerin vor.

Enormer Wertverlust

Als diese darauf hinwies, dass die Wohnung gleichzeitig einen enormen Wertverlust erlitt und sie außerdem das Darlehen bedienen musste, antwortete der Richter: "Das spielt doch für die Berechnung der Rendite gar keine Rolle."

Er zog den Vergleich zu einer Anlage in festverzinslichen Wertpapieren und meinte, auch dort käme es allein auf die jährlichen Zinszahlungen an, "und die haben Sie schließlich in Form der Miete erhalten". Dass sich aber die Rendite, auch bei festverzinslichen Papieren, erst aus Zinsen plus Kursverlust oder -gewinn ergibt, schien ihm nicht bekannt zu sein.

Einem Vergleich wollte die HypoVereinsbank nicht zustimmen. Es gäbe zahlreiche weitere Betroffene, und die würden dann ebenfalls alle ankommen, so die Vertreter der Bank. Ein Urteil will das Gericht am 15. Januar verkünden.

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