Hunzinger entlassen:Der Strippenzieher muss gehen

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Der bizarre Streit zwischen dem Frankfurter PR-Unternehmer Moritz Hunzinger und dem Düsseldorfer Euro-Gegner und Börsenspekulanten Bolko Hoffmann hat am Freitag einen vorläufigen Höhepunkt erreicht.

Von Lothar Gries

Der "Straßenjunge" (Hunzinger über Hunzinger) wurde von seinem Hausherrn fristlos entlassen. Hoffmann, der knapp 45 Prozent der Anteile an der Hunzinger AG besitzt, wirft dem PR-Berater unter anderem firmenschädigende Äußerungen über Kredite an das eigene Unternehmen vor. Hunzinger müsse darüber hinaus mit einer Klage auf Schadensersatz in Millionenhöhe rechnen, drohte Hoffmann am Freitag.

Außerdem kündigte Hoffmann nach seiner Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden der Hunzinger AG an, das Unternehmen umzubenennen, den Firmensitz im noblen Frankfurter Holzhausenviertel zu verkaufen und die Gesellschaft in eine andere Stadt - wohin steht noch nicht fest - zu verlegen. Ein Nachfolger Hunzingers soll in Kürze ernannt werden.

Wirklich überraschend ist der Rauswurf Hunzingers nicht. Der im Oktober letzten Jahres vereinbarte Burgfrieden zwischen den beiden Kontrahenten hielt nur wenige Wochen.

Divergierende politische Neigungen

Zu unterschiedlich waren die Meinungen in vielen Dingen. Besonders die divergierenden politischen Neigungen blieben ein fortwährendes Spannungsfeld.

Als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass der Rechtspopulist Ronald Schill für die Bürgerschaftswahlen am 29. Februar in Hamburg bei Hoffmanns Pro-DM-Partei eingestiegen war, erteilte Hunzinger seinem Hausherrn per E-Mail Hausverbot.

Hoffmann bezeichnete die Entscheidung zwar als "Kinderkram", zeigte dann vorgeblich aber vollstes Verständnis. Begründung: "Im Sinne der Firma muss sich Herr Hunzinger distanzieren, denn er berät ja andere Parteien." Außerdem, so Hoffmann damals weiter, habe er keinerlei Absichten, die Hunzinger-Büros zu besuchen. "Herr Hunzinger könnte mir genauso gut vorschreiben, dass ich nicht auf den Mond darf."

Aufs Äußerte pikiert

In Wirklichkeit jedoch war Hoffmann auf das Äußerste pikiert und verkündete bereits eine Woche später, dass Hunzinger im Sommer dieses Jahres als Vorstandschef des PR-Unternehmens abgelöst werden solle. Er selbst werde auf der Hauptversammlung im August, für die zwei Tage anberaumt wurden, den Vorstandsvorsitz übernehmen und Ordnung schaffen, ließ Hoffmann erbost mitteilen.

So lange wollte er nun doch nicht warten. Der Aufsichtsrat der Hunzinger Information AG war bereits Anfang März zurückgetreten. Der Vorsitzende und ehemalige Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière, machte dafür ausdrücklich das unternehmensschädigende und unwürdige Verhalten von Bolko Hoffmann verantwortlich.

Hunzinger selbst hat seine Anteile an der von ihm gegründeten PR-Firma bereits im November letzten Jahres verkauft.

© SZ vom 03.04.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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