Humana:Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung

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Im Fall der fehlerhaften Babymilch in Israel ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld gegen die Leiterin der Produktentwicklung der Firma Humana wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung.

Das sagte ein Sprecher der Behörde am Mittwoch. Der Herforder Babynahrungshersteller hatte zugegeben, fehlerhafte Sojamilch nach Israel geliefert zu haben.

Das israelische Gesundheitsministerium korrigierte die Zahl der Opfer, die nach dem Konsum der Humana-Sojamilch gestorben sein sollen, am Mittwoch nach unten.

Demnach erlagen zwei Babys den Folgen von akutem Vitamin B1-Mangel, insgesamt 15 seien zum Teil schwer erkrankt. In ersten Berichten war die Zahl der an Mangelerkrankungen gestorbenen Kindern mit drei angegeben worden.

Künast fordert weitergehende Untersuchungen

Das Verbraucherschutzministerium in Berlin forderte alle Hersteller von Babynahrung in Deutschland auf, ihre Produkte sorgfältig zu überprüfen. "Es muss sichergestellt werden, dass nicht auch bei anderen Produkten und Rezepturen Fehler aufgetreten sind", sagte eine Sprecherin von Verbraucherschutz-Ministerin Renate Künast am Mittwoch.

Ein Vorstandssprecher von Humana hatte am Dienstag eingeräumt, dass durch menschliches Versagen in der Qualitätskontrolle der Ware kein Vitamin B1 beigemengt worden sei. Ursache seien fehlerhafte Berechnungen bei einer neuen Rezeptur.

In einem Brief an die zuständigen Länderbehörden bat Künast darum, die Lebensmittel-Überwachung bei allen Herstellern von Babynahrung zu intensivieren.

"In erster Linie hat aber jedes Unternehmen die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass seine Produkte in Ordnung sind", sagte die Sprecherin. In der Bild-Zeitung forderte Künast eine "rückhaltlose Aufklärung".

Die Untersuchung der Umstände, die zur Produktion der mangelhaften Milch führten, sei nötig, "damit sich so ein furchtbares Ereignis nicht wiederholt", sagte Künast. "Wir werden den Verantwortlichen dabei genauestens auf die Finger sehen."

Vitamin B1 (Thiamin) ist wichtig für den Energiestoffwechsel und das Nervensystem. Typische Mangelsymptome sind Appetitlosigkeit, Atemnot, Herz-Kreislauf-Versagen, Muskelschwund und die Beriberi-Krankheit. Dieses Leiden tritt unter anderem bei gestillten Säuglingen auf, deren Mütter einen schweren Vitamin-B1-Mangel haben.

Beriberi kann bei Babys zu tödlichen Herzstörungen führen. Ein Mangel an dem lebenswichtigen Vitamin B1 wird nach Expertenmeinung häufig erst sehr spät erkannt. "Eine Mangelerscheinung ist unter anderem eine Schädigung des Herzmuskels, die kann aber auch andere Ursachen haben als Vitaminmangel", sagte der Gießener Ernährungswissenschaftler und Kinderarzt Michel Krawinkel.

Bevor ein Vitaminmangel als Krankheitsursache erkannt werde, könnten bei Untersuchungen manchmal einige Wochen vergehen. Wie lange es dauere, bis ein Vitamin-Mangel lebensbedrohlich wird, sei schwer zu bestimmen.

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