Hotelrechnung:Welteke zahlt nach

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Nach heftiger Kritik an der Einladung in das Berliner Luxus-Hotel Adlon durch die Dresdner Bank hat Bundesbank-Präsident Ernst Welteke die Hälfte der Rechnung über knapp 7700 Euro aus eigener Tasche bezahlt.

Die Kosten für zwei Tage übernehme dabei die Bundesbank, die anderen zwei Tage er selbst, erklärte Welteke am Montag in Frankfurt am Main. Ein Fehlverhalten räumte er nicht ein.

Steht unter Druck: Ernst Welteke. (Foto: Foto: ddp)

Die Bundesregierung ging derweil auf Distanz: Ein vergleichbares Verhalten von Ministern wäre nicht zu dulden, sagte ein Sprecher von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD).

Welteke erklärte, sein Berlin-Aufenthalt habe "in der Öffentlichkeit zu Kritik und Missverständnissen" geführt. Daraufhin habe die Bundesbank den Sachverhalt eingehend geprüft und entschieden, den "dienstlichen Anteil der Veranstaltung im Umfang von zwei Tagen" zu bezahlen. Die Überweisungen der Bundesbank und seine persönliche seien am Montag erfolgt.

Vier Nächte rund um Silvester

Welteke und seine Familie hatten wegen einer Feier zur Einführung des Euro-Bargelds 2002 insgesamt vier Nächte rund um Silvester im Berliner Luxushotel Adlon verbracht. Die Rechnung war zunächst vollständig von der Dresdner Bank bezahlt worden.

Welteke hatte die Begleichung der Spesen durch die Großbank am Wochenende zunächst verteidigt. Der Spiegel zitierte ihn mit den Worten: "Wenn ich schon an Silvester nach Berlin fahre, dann dehne ich das doch ein bisschen aus."

Welteke begründete seine Teilnahme an der Euro-Feier der Dresdner Bank am Brandenburger Tor in Berlin am Montag mit dem Hinweis auf die "Symbolik für das Zusammenwachsen Europas". Dort habe er eine Ansprache gehalten sowie an Silvester und Neujahr an diversen Medienauftritten teilgenommen. Die Dresdner Bank habe die Hotelreservierung samt Kostenübernahme angeboten.

Die Bundesregierung verteidigte Welteke mit keinem Wort und äußerte sich zurückhaltend. Zunächst müsse der Sachverhalt aufgeklärt werden. "Wir warten gespannt darauf", sagte Eichels Sprecher. Das Interesse sei groß.

Beamtenrecht

Ob und inwieweit aber die Einladung Weltekes in das Hotel Adlon zu Silvester 2001 durch die Dresdner Bank gegen Beamtenrecht verstoße, müsse erst noch geklärt werden. Der Sprecher betonte, dass "Bewertung und mögliche Sanktionierung" von Weltekes Verhalten allein Sache der Bundesbank sei. Die Bundesbank sei von Weisungen der Bundesregierung unabhängig.

Offene Kritik kam von SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter: "Ich habe kein Verständnis dafür, ich kann das auch nicht billigen", sagte er zum Verhalten Weltekes.

Grünen-Chef Reinhard Bütikofer dagegen verteidigte Welteke. Der Bundesbankpräsident habe die "richtige Konsequenz" gezogen und bezahlt.

Derweil droht Welteke womöglich auch ein Ermittlungsverfahren der Frankfurter Staatsanwaltschaft. "Ein Anfangsverdacht ist in diesem Fall gegeben, das ist völlig eindeutig", sagte ein Ermittler "Spiegel Online". Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft wollte dies demnach aber nicht bestätigen.

Drei anonyme Briefe

Nach Angaben des Eichel-Sprechers wurde das Bundesfinanzministerium am Donnerstag vergangener Woche durch bislang drei anonyme Briefe auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht. Die Schreiben seien geprüft und Welteke am Freitag informiert worden, der zu dem Zeitpunkt aber schon von den anonymen Schreiben gewusst habe.

Eichel habe bereits am Wochenende am Rande des informellen Treffens der EU-Finanzminister und Notenbankchefs in Irland mit Welteke über die Angelegenheit gesprochen.

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