Herbstbelebung:Arbeitsmarkt erholt sich weniger als erhofft

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Die einsetzende Herbstbelebung ist auf dem Arbeitsmarkt nicht so stark ausgefallen wie erwartet: Die Zahl der Arbeitslosen sank im August lediglich um 13.400 auf 4,347 Millionen Menschen.

Die erhoffte Belebung auf dem Arbeitsmarkt mit dem Ferienende im August fiel in diesem Jahr schwächer aus als sonst üblich. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg bekannt gab, waren 4,3465 Millionen Menschen ohne Arbeit, 13.400 weniger als im Juli.

Ein Jugendlicher geht ins Arbeitsamt Hannover. (Foto: Foto: dpa)

"Die Zahl der Arbeitslosen ging im August vor allem wegen der einsetzenden Herbstbelebung zurück", erklärte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Der Rückgang sei aber geringer ausgefallen als in den vergangenen Jahren. Im Vergleich zum August 2003 gab es sogar 30.900 Arbeitslose mehr.

Konjunkturerholung wirkt noch nicht

Die nach wie vor angespannte Lage begründete Weise damit, dass sich die positive Entwicklung der Wirtschaft noch nicht auf den Arbeitsmarkt habe auswirken können. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit folgten der Konjunktur immer mit zeitlicher Verzögerung. "Zudem ist das Vertrauen in den wirtschaftlichen Aufschwung noch nicht ausreichend gefestigt", sagte Weise.

Der leichte Rückgang der Arbeitslosenzahlen ist den Angaben zufolge vor allem auf eine günstigere Entwicklung in den neuen Bundesländern zurückzuführen. In Ostdeutschland sank die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Juli um 18.100 auf 1,858 Millionen, im Westen lag die Zahl dagegen um 4.700 über dem Juli-Wert.

Sommerpause in Ostdeutschland schon zu Ende

Die günstigere Entwicklung in den neuen Bundesländern dürfte allerdings auch darauf zurückzuführen sein, dass dort die Sommerpause bereits zu Ende ist. In Bayern und Baden-Württemberg waren im August dagegen noch Ferien.

Berücksichtigt man die derzeit rund 82.000 Menschen in Weiterbildungs- und Trainingsmaßnahmen, die die BA seit Jahresbeginn nicht mehr als arbeitslos in ihrer Statistik führt, so ist die Zahl derjenigen ohne Job im Vergleich zum Vorjahr um 110.200 gestiegen.

Pessimistische Prognose

Die Prognose von BA-Vize Heinrich Alt zur weiteren Entwicklung der Arbeitslosenzahlen fiel eher pessimistisch aus. "Wir werden die vier Millionen im Herbst sicher nicht unterschreiten", sagte Alt.

Als positives Signal wertete die BA dagegen, dass der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen erstmals nahezu gestoppt werden konnte. Alt führte diese Entwicklung vor allem auf die ungebrochen große Nachfrage nach Ich-AGs und Existenzgründungszuschüssen zurück.

"Nach wie vor wirken Zunahmen bei geringfügig entlohnter Beschäftigung und selbstständiger Tätigkeit der Abnahme der Erwerbstätigenzahl entgegen", sagte Alt.

Ausbildungsplätze Mangelware

Nach wie vor keine Entwarnung gab die Bundesagentur bei der Lehrstellensituation. "Die Lage am Ausbildungsstellenmarkt ist auch im August schlechter als vor einem Jahr", erklärte Alt. Die Statistik der Bundesagentur führt derzeit 182.100 Bewerber als noch nicht vermittelt auf. Auch die rechnerische Differenz zwischen unbesetzten Stellen und nicht vermittelten Bewerbern sei mit 131.800 deutlich größer als noch vor einem Jahr.

Für Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement bedeuteten die Zahlen noch "keine Entwarnung auf dem Arbeitsmarkt". Der Minister erklärte, es komme jetzt darauf an, dass sich der Aufschwung festige und auch die Binnenkonjunktur an Fahrt gewinne. Allerdings müssten noch die Verbraucher mehr Vertrauen in den Aufwärtstrend gewinnen.

Hoffen auf Reformen

Er hoffe sehr, dass sich die im Handel erwartete Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr realisiere und sich Reformen und Konjunkturerholung positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken könnten.

Clement verwies auf positive Zeichen der Arbeitslosenstatistik: Die Jugendarbeitslosigkeit habe sich bei den unter 20-Jährigen um 4,1 Prozent und bei den über 25-Jährigen um immerhin noch 0,7 Prozent verringert. Auch sprächen die Zahlen dafür, dass der Rückgang der Erwerbstätigkeit in Deutschland gestoppt sei.

Nachvermittlung

Mit Blick auf den Ausbildungsmarkt äußerte der SPD-Minister die Erwartung, dass zum 1. Oktober wahrscheinlich 30.000 Ausbildungsplätze fehlen würden. Der Nachvermittlung in den letzten drei Monaten komme damit herausragende Bedeutung zu. "Aber das Ziel, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz, eine Einstiegsqualifikation oder ein anderes adäquates Angebot machen zu können, ist erreichbar."

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