Herber Einschnitt:DaimlerChrysler streicht in den USA 13.000 Stellen

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Das Stuttgarter Automobilriese will der kranken US-Schwester Chrysler eine Radikalkur verpassen. Ein ganzes Werk wird geschlossen.

Ab 2008 solle der drittgrößte Autobauer, der 2006 rund eine Milliarde Euro Verlust machte, wieder schwarze Zahlen schreiben, teilte DaimlerChrysler am Unternehmenssitz in Auburn Hills mit.

DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche räumt auf: In den USA wird es zu massivem Stellenabbau kommen. (Foto: Foto: AP)

Die Restrukturierungskosten würden bis zu einer Milliarde Euro betragen.

Nach einer Aufsichtsratssitzung erklärte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche, um das Sanierungsprogramm zu "unterstützen und zu beschleunigen", prüfe man weitere strategische Optionen, wobei man keine Option ausschließe. "Unser Ziel ist, die bestmögliche Lösung für die Chrysler Group wie auch für DaimlerChrysler zu finden."

Auf dem Prüfstand

Zuvor hatte es in Stuttgart geheißen, dass DaimlerChrysler seine angeschlagene Tochter Chrysler auf den Prüfstand stelle und sogar einen Verkauf erwäge.

Im vergangenen Jahr fiel das Ergebnis von DaimlerChrysler operativ allerdings besser aus als erwartet.

Das operative Ergebnis stieg im Vergleich zum Vorjahr von 5,185 Milliarden Euro auf 5,517 Milliarden Euro, wie DaimlerChrysler kurz vor der Bilanzpressekonferenz mitteilte.

Über den Erwartungen

Damit lag der Konzern über den Erwartungen der von dpa-AFX befragten Analysten, die im Schnitt mit 5,061 Milliarden Euro gerechnet hatten, und übertraf auch die eigenen Prognosen.

Im Herbst hatte der Konzern noch angegeben, mit einem operativen Ergebnis in Höhe von fünf Milliarden Euro zu rechnen.

Der Umsatz kletterte um ein Prozent auf 151,6 Milliarden Euro und fiel damit etwas schlechter aus als angenommen. Hier hatten die Schätzungen bei 152,2 Milliarden Euro gelegen.

Unterm Strich verdienten die Stuttgarter ebenfalls mehr. Der Überschuss kletterte von 2,846 Milliarden Euro auf 3,227 Milliarden Euro. Mit diesem Ergebnis traf DaimlerChrysler etwa die Erwartungen der Experten, die bei 3,312 Milliarden Euro gelegen hatten.

Gewinn je Aktie fällt höher aus

Je Aktie kletterte der Gewinn von 2,80 auf 3,16 Euro. Für das laufende Geschäftsjahr gab sich DaimlerChrysler zurückhaltend. So soll der Absatz wieder leicht ansteigen, nachdem er im vergangenen Jahr von 4,8 auf 4,7 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen war.

Der Umsatz soll sich 2007 etwa auf Vorjahresniveau bewegen. Die Ertragskraft will der Konzern in den kommenden drei Jahren bis Ende 2009 "deutlich steigern". Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr will das Unternehmen bei Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal abgeben.

Nach operativen Verlusten in Höhe von 505 Millionen Euro im Vorjahr schaffte die Kernmarke Mercedes die Trendwende.

zum Live-Stream Bilanzpressekonferenz von DaimlerChrysler

Trotz weiterhin hoher Belastungen durch die Sanierung des defizitären Kleinwagenbauers Smart in Höhe von 946 Millionen Euro fuhr die Mercedes Car Group (Mercedes, Smart, Maybach) ein operatives Ergebnis von 2,415 Milliarden Euro ein.

Dies lag deutlich über den Schätzungen der Analysten, die von 2,073 Milliarden Euro ausgegangen waren. Der Umsatz kletterte von 50,015 auf 54,579 Milliarden Euro und traf damit die Erwartungen.

Effizienzsteigerungen

DaimlerChrysler begründete den Ergebnisanstieg vor allem mit Effizienzsteigerungen und der guten Nachfrage nach neuen Mercedes-Modellen wie der neuen S- oder M-Klasse.

Sorgenkind des Konzerns bleibt allerdings weiter die US-Tochter-Chrysler. Entgegen der ursprünglichen Ankündigungen fuhr Chrysler auch im vierten Quartal einen operativen Verlust ein und kam damit im Gesamtjahr auf ein operatives Minus von 1,118 Milliarden Euro nach einem operativen Gewinn von 1,534 Milliarden Euro im Vorjahr.

Der Umsatz gab von 50,118 Milliarden Euro auf 47,116 Milliarden Euro nach. Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten nicht rosig. So rechnet DaimlerChrysler für 2007 mit erneuten Belastungen in Höhe von einer Milliarde Euro durch die geplante Sanierung von Chrysler.

Lkw-Geschäft entwickelt sich gut

Gut entwickelte sich das Lastwagengeschäft. Die Truck Group steigerte 2006 ihren Umsatz von 30,368 auf 31,988 Milliarden Euro.

Der operative Gewinn verbesserte sich wie erwartet von 1,606 auf 2,020 Milliarden Euro. Die Sparte mit den Marken Mercedes, Freightliner, Sterling, Western Star und Fuso profitierte vor allem von den seit Anfang des Jahres in den USA und Kanada geltenden schärferen Abgasnormen (EPA 2007) für Lastwagen.

Diese hatten im vergangenen Jahr für zahlreiche vorgezogene Anschaffungen gesorgt.

Der Bereich Financial Services steigerte den Umsatz von 15,439 auf 17,154 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte von 1,468 auf 1,714 Milliarden Euro zu.

Aufsichtsrat entscheidet noch am Mittwoch

Der Aufsichtsrat werde noch am selben Tag "über die Entscheidung des Vorstands zur Restrukturierung bezüglich der Chrysler Group Beschluss fassen", heißt es. Der Vorstand beabsichtige, weitere strategische Optionen mit Partnern zu prüfen. "Dabei wird keine Option ausgeschlossen".

Zetsche wolle seine Pläne für Chrysler auf der Pressekonferenz in Auburn Hills verkünden, sofern der Aufsichtsrat zuvor zustimme, hiéß es.

Zetsche habe den gesamten Konzern strategisch durchleuchtet und werde für jeden Bereich klare Margenvorgaben machen. In diesem Zusammenhang sollen dem Vernehmen nach Optionen für DaimlerChrysler geprüft werden, die von einer Beibehaltung des Status-quo, über eine Abspaltung, bis hin zum Verkauf der amerikanischen Automarke reichen können.

zum Live-Stream Bilanzpressekonferenz von DaimlerChrysler

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