Hedge Fonds:Branche übt Zweckoptimismus

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Seit einem Jahr sind Hedge Fonds in Deutschland zugelassen. Die Bilanz fällt bislang mager aus.

Von Rigobert Kaiser

Die Hedge-Fonds-Branche boomt weltweit. Vor allem angelsächsische Fonds konnten seit dem Jahr 2000 ihr Anlagevermögen auf eine Billion Dollar verdoppeln.

Deutschland spielt in diesem Geschäft allerdings keine Rolle: Hedge Fonds sind erst seit Januar 2004 zugelassen und konnten sich bislang nicht durchsetzen.

Die Bilanz fällt mager aus. Noch vor einem Jahr ließen sich die deutschen Fondsgesellschaften zu der Prognose hinreißen, dass die Anleger im ersten Jahr zehn Milliarden Euro in Hedge Fonds investieren werden. Allein die DWS wollte sich von diesem Kuchen eine Milliarde abschneiden. Bis heute haben alle 14 zugelassenen Fonds zusammen gerade einmal eine Milliarde Euro eingesammelt.

Immerhin elf Zulassungsanträge

Die Branchenvertreter üben sich nun in Zweckoptimismus. Achim Pütz, Vorsitzender des Bundesverbandes Alternative Investments (BAI), erwartet 2005 eine deutliche Belebung bei den Neuemissionen. Der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) liegen immerhin elf Zulassungsanträge vor.

Die Prognosen für das Anlagekapital differieren allerdings erheblich: Sie reichen von 30 bis 50 Milliarden Euro in den nächsten drei bis fünf Jahren. Vermögende Privatanleger werden nur einen kleineren Teil beisteuern, auch wenn sie besonders umworben werden. Große Vermögen, das sollte eine Lehre aus dem Börsencrash sein, benötigen eine umfassende Absicherung gegen Kursverluste. Hedge Fonds sind für die Vermögensverwalter dabei nur ein Instrument unter vielen.

Die Manager der neuen Assetklasse haben nun die Versicherer im Visier. Nach neuestem Recht dürfen die Assekuranzen fünf Prozent ihres Vermögens in Hedge Fonds investieren.

Institutionelle üben sich in Zurückhaltung

Eine Öffnungsklausel des BaFin erlaubt in Ausnahmefällen eine Aufstockung auf maximal 15 Prozent, wobei die Zusammenstellung des Portfolios erheblichen Einschränkungen unterliegt. Noch ist das eine theoretische Wachstumschance, denn die institutionellen Anleger üben sich in Zurückhaltung.

Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Einer liegt in der mangelhaften Rendite, die die neuen Fonds im vergangenen Jahr erwirtschaftet haben. Die trendlosen Märkte mit ihren niedrigen Volatilitäten waren Gift für die Fonds, die in schwachen und schwankungsreichen Börsenphasen besser abschneiden.

Negativ wirkte sich der steigende Trend bei kurzfristigen Zinsen aus, denn die Manager investieren zum Teil auf Pump und erzielen damit eine größere Hebelwirkung.

Historisch niedriger Spread

Die Fonds, die sich auf Anleihen spezialisiert haben, litten darunter, dass der Zinsabstand zwischen Staatsanleihen und riskanteren Junk Bonds auf unter zwei Punkte schrumpfte. Der historisch niedrige Spread schmälerte die Chancen, über schnelle Arbitragegeschäfte hohe Renditen zu erzielen.

Nach den zweistelligen Gewinnen der Jahre 2000 bis 2003, als die Aktienmärkte weltweit massiv nachgaben, mussten die Hedge-Fonds-Manager 2004 erkennen, dass ihre Strategien bei sich erholenden Börsen nur bedingt aufgehen.

Der anerkannte Hennessee Hedge Fund Index stieg im vergangenen Jahr um 8,3, der Standard&Poors-Index um elf Prozent. Die alte Kaufen-Halten-Strategie hatte sich gegen die aufwändige und kostenintensive Methodik der Hedge Fonds durchgesetzt.

Für interessierte Anleger ist es schwer, geeignete Fonds auszuwählen. Das Angebot reicht von Anleihen, Aktien bis hin zu Devisen und Rohstoffen. Die Branche selbst rechnet mit einem weltweiten Konsolidierungsprozess, so dass niemand sagen kann, wie viele der mehr als 8000 Fonds überleben werden.

Hohe Kosten

Auch bei den wenigen deutschen Anbietern ist nicht auszuschließen, dass bei Misserfolg Fonds wieder aufgelöst oder zusammengelegt werden. Abschreckend wirken die Kosten, die nicht nur hoch, sondern auch intransparent sind.

Da in Deutschland nur Dachfonds zugelassen sind, bezahlt der Anleger das Management der Einzelfonds und der koordinierenden Obergesellschaft. Ein Gesamtaufwand von fünf Prozent ist schnell erreicht. Einige Fonds fordern eine Gewinnbeteiligung, die die Rendite zusätzlich schmälert.

Der deutsche Gesetzgeber hat aus Gründen des Anlegerschutzes und der Transparenz den Anbietern Vorschriften auferlegt, die den meist in Steueroasen sitzenden ausländischen Gesellschaften zu weit gehen.

Geheimhaltung nicht möglich

So muss jeder Dachfonds bis ins Details auflisten, wie die in seinem Portfolio befindlichen Single-Fonds ihre Gewinne erzielt haben. Das verursacht nicht nur Kosten, sondern deckt die Strategien auf, die die Manager gerne für sich behalten würden.

Kein Wunder also, dass sich amerikanische Investmenthäuser für den deutschen Markt nur wenig interessieren. Die US-Anleger hingegen scheinen das Wort Vorsicht nach dem Börsencrash wieder vergessen zu haben.

Der aktuelle Star der Wall Street heißt Eric Mindich, ein ehemaliger Mitarbeiter von Goldman Sachs, der einen eigenen Hedge Fonds aufgelegt hat. Mindich macht ein großes Geheimnis aus seiner Anlagestrategie und feiert wahrscheinlich gerade deshalb einen historischen Erfolg. Tausende Anleger vertrauen ihm blind ihr Kapital an. Sein Fonds ging mit der Rekordsumme von drei Milliarden Dollar an den Start.

Nicht nur den deutschen Behörden suspekt

So viel Gutgläubigkeit ist nicht nur den deutschen Behörden suspekt: Die US-Börsenaufsicht SEC will die Fonds stärker regulieren, indem sie sie bis zum nächsten Jahr zwingt, sich als Anlageberater registrieren zu lassen.

Eine genauere Kontrolle dürfte indes nötig sein, denn die Goldgräberstimmung in der Branche hat viele selbst ernannte Manager angelockt, die nur wenig Erfahrung im Umgang mit den komplexen Geschäften haben.

Der Autor ist Börsenexperte beim Bayerischen Rundfunk.

© SZ vom 16.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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