Hauptversammlung:Ein Cent für eine grüne Dividende

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Parkanlage an der Alster. Bis zu 40 Prozent der Landesfläche könnten unbebaut bleiben. (Foto: Henning Angerer/Imago/Hoch Zwei Stock)

Wie Alstria Office Anleger auffordert, etwas gegen die Klimakrise zu tun.

Von Franziska Nieß, München

Das Thema Nachhaltigkeit hat bei vielen Unternehmen mittlerweile große Priorität. Auch das im Nebenwerteindex MDax notierte Immobilienunternehmen Alstria Office widmet sich seit Jahren dem Klimaschutz. Nun verlangt Alstria von seinen Aktionären ein klares Bekenntnis, ob diese am selben Strang ziehen. Daher erhöht Alstria die Dividende um einen Cent - von 52 auf 53 Cent pro Aktie - und nennt dies "grüne Dividende". Bei der Hauptversammlung an diesen Dienstag stehen die Investoren deshalb erstmals vor der Klimaschutz-Frage.

Entscheiden sich die Aktionäre dafür, die "grüne Dividende" Alstria zu überlassen, investiert das Unternehmen in zwei ausgewählte Immobilienprojekte in Hamburg. Die Immobilien werden momentan schon klimafreundlich umgerüstet, aber mit dem Geld könnte Alstria noch Solarzellen oder LED-Lichter installieren.

Wollen sich die Aktionäre hingegen die "grüne Dividende" auszahlen lassen, können sie mit dem Geld tun, was sie wollen. Im besten Fall soll der Erlös in ein von ihnen selbst gewähltes Klimaschutzprojekt fließen. Dass das der Knackpunkt des Vorhabens ist, weiß auch Alstria-Chef Olivier Elamine: "Wir können die Investitionsentscheidung unserer Aktionäre nicht beeinflussen." Aber allein die Frage, wie die Aktionäre mit der "grünen Dividende" umgehen wollen, führe zu einem notwendigen Dialog über den Klimaschutz. Alstria erhalte ein deutliches Feedback, ob die Aktionäre klimafreundliche Investitionen befürworten, wobei Elamine eingesteht: "Der Immobiliensektor ist nicht der Bereich, in dem CO₂ am effizientesten eingespart werden kann."

Dennoch versorgt Alstria seit diesem Jahr alle selbst bewirtschafteten Flächen mit erneuerbarem Strom. Bei 50 Prozent der Mietflächen soll das 2040 der Fall sein. Die "grüne Dividende" ist daher nicht der Startschuss für ein nachhaltiges Engagement der Firma. Susanne Schwind-Elsner, Analystin bei der Nachhaltigkeits-Ratingagentur ISS ESG, bestätigt das und nennt das geplante Vorhaben mit der "grünen Dividende" plausibel. Bereits 2012 erhielt Alstria als einziges deutsches Unternehmen aus der Immobilienbranche Top-Noten im ESG-Rating. Anhand der ESG-Kriterien sehen Investoren, wie ein Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und guter Unternehmensführung punktet.

Der Alstria-Aktie nutzte dies während des Lockdowns wenig. Der Kurs stürzte von Mitte Februar bis Mitte März um 40 Prozent ab, um dann wieder zuzulegen. Am Montag bewegte sich der Kurs bei mehr als zwölf Euro. Die "grüne Dividende" soll künftig fester Bestandteil der Dividendenpolitik werden. Das Unternehmen will damit auch andere Firmen "inspirieren, ähnliche Instrumente anzuwenden".

© SZ vom 29.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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