Hauptversammlung:Deutsche Börse immer noch führungslos

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Nach dem Aufstand kritischer Großaktionäre sucht die Deutsche Börse weiterhin nach einer neuen Führungsspitze. Im Dauerstreit mit dem Hedge-Fonds TCI sieht das Management indes Signale für Entspannung.

"Die Suche nach potenziellen Kandidaten ist in Marsch gesetzt, aber noch zu keinem Ergebnis gekommen", sagte Aufsichtsratschef Rolf Breuer vor Beginn der Hauptversammlung.

Rolf Breuer spricht auf der Jahreshauptversammlung der Deutschen Börse. (Foto: Foto: AP)

Auch hätte die Deutsche Börse hat bislang keine Gespräche mit dem Verwaltungsratspräsidenten der Schweizer Börse, Reto Francioni als möglichen neuen Chef geführt, teilte Breuer während der Hauptversammlung mit.

Auch mit Jörg Franke, dem ehemaligen Chef der Eurex seien keine Gespräche geführt worden. Gespräche über die Nachfolge Werner Seiferts sollen erst nach der Hauptversammlung erfolgen.

Börsenchef Werner Seifert war am 9. Mai auf Druck von Großaktionären zurückgetreten, auch der Aufsichtsrat soll umgebildet werden. Breuer will sein Amt spätestens Ende 2005 aufgeben.

TCI macht bei Breuer Rückzieher

Einen Antrag zur Abwahl Breuers bei der Hauptversammlung hatte TCI kurz vor dem Aktionärstreffen überraschend zurückgezogen. "Wir begrüßen die konstruktive Haltung, die TCI mit seiner Mitteilung vom 23. Mai zum Ausdruck gebracht hat", sagte der Interimschef der Börse, Mathias Hlubek.

Der Chef des Fonds, Christopher Hohn, hat sein Kommen zur Hauptversammlung angekündigt. "Ich erwarte, dass er kommt, das hat er mir zumindest gesagt", sagte Breuer.

"Ich habe Kontakt zu ihm und wir führen durchaus konstruktive Diskussionen, er kümmert sich um die Deutsche Börse." Der scheidende Aufsichtsratschef zeigte sich überzeugt, dass Hohn langfristige Interessen habe.

Der als spekulativ geltende Hedge-Fonds TCI hält nach eigenen Angaben rund 8 Prozent an dem Börsenbetreiber, hatte aber angegeben, bei seiner Strategie bis zu 35 Prozent des Kapitals hinter sich zu wissen.

Entzündet hatte sich der Streit am erneuten Versuch der Deutschen Börse, die Londoner Börse zu übernehmen. Finanzvorstand Hlubek verteidigte das Vorhaben erneut. "Die Mehrheit der Aktionäre hat die Bestrebungen der Gesellschaft zu einer abgestimmten Transaktion mit der LSE im Grundsatz unterstützt."

Die geplante Übernahme war Anfang März am Widerstand von Großaktionären gescheitert. In der Folge hatten die Kritiker die Ausschüttung von Barmitteln in dreistelliger Millionenhöhe und den Rücktritt der Börsenführung erzwungen.

Stetiger Kontakt mit dem Management

Hlubek versicherte, das Frankfurter Management habe bei seinem Versuch, den Londoner Konkurrenten zu übernehmen, "in stetigem Kontakt mit den Anteilseignern" gestanden.

Auch nach dem Scheitern habe es Gespräche mit den Kritikern um TCI gegeben, um angesichts der geforderten Neubesetzung von Vorstand und Aufsichtsrat deutlich zu machen, "dass man Veränderungen grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehe".

TCI hatte sich jedoch mit der Forderung nach einem radikalen personellen Neuanfang durchgesetzt. TCI-Chef Hohn erwartet, dass die Stellung der Anteilseigner gestärkt wird.

Hlubek bezweifelt Konsolidierungsbedarf

Hlubek, der die Geschäfte bis zur Bestellung eines Seifert-Nachfolgers führt, zeigte sich überzeugt, dass die Deutsche Börse trotz der Turbulenzen weiterhin organisch wachsen wird. Das DAX-Unternehmen sei nicht auf Konsolidierung angewiesen, um weiter wachsen zu können.

Das erste Quartal 2005 hatte die Börse mit Rekordzahlen abgeschlossen. Die Erlöse stiegen im Vergleich zum Vorjahr um rund fünf Prozent auf 399,4 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) kletterte von 150,4 auf 177,7 Millionen Euro. Bis Ende 2007 ist eine Eigenkapitalrendite von 20 Prozent angestrebt nach 11 Prozent 2004.

Neue Partnerschaften und Zukäufe sollen die weitere Entwicklung der Börse stützen. Die Dividende soll kontinuierlich erhöht werden. Sie betrug 2003 55 Cent je Aktie und soll für 2004 auf 70 Cent angehoben werden.

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