Hauptversammlung:Deutsche Bank verbreitet Zuversicht

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Die Deutsche Bank will ihre Aktionäre künftig stärker am Gewinn beteiligen.

mhs

"Die Ausschüttungsquote soll sich weiter auf die international üblichen 50 Prozent zubewegen", sagte Vorstandschef Josef Ackermann bei der Hauptversammlung der Bank am Donnerstag.

Für 2005 zahlt die Bank eine Dividende von 2,50 Euro, das entspricht etwa 40 Prozent des Gewinns.

Ackermann wehrte sich gegen den von Aktionärsvertretern erhobenen Vorwurf, die Gewinne der Bank seien möglicherweise nicht nachhaltig. Im März und April habe die Bank "in einem äußerst schwierigen Umfeld weiter gut gearbeitet".

Ackermann betonte außerdem, die Deutsche Bank wolle das stabilere Privatkundengeschäft weiter ausbauen. Weltweit wolle sie organisch und durch Akquisitionen wachsen. So wolle die Bank ihren Anteil an der chinesischen Huaxia Bank von derzeit 9,9 Prozent bis an die von den chinesischen Behörden genehmigte Grenze von 20 Prozent erhöhen.

"Kommunikationsdesaster der Bank"

Aktionärsvertreter zeigten sich mit den Ergebnissen der Bank zufrieden. Klaus Nieding, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sagte, die Bank habe gezeigt, dass sie in der Lage ist, international mitzuhalten.

"Das ist ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Bankenlandschaft", so Nieding. Kritik gab es allerdings am Umgang der Bank mit den Problemen bei dem offenen Immobilienfonds Grundbesitz Invest.

"Unerfreulich ist das fast schon traditionelle jährliche Kommunikationsdesaster der Bank", sagte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) mit Blick auf die Turbulenzen um die vorübergehende Schließung des Fonds.

Ein Redner kritisierte, dass die Bank eine Rückstellung für Entschädigungen von gut 200 Millionen Euro gebildet hat. Anleger müssten derartige Risiken selber tragen. Ackermann argumentierte, der Fonds sei den Anlegern als "marktrisikofreies Produkt" verkauft worden, deshalb habe man sie entschädigen müssen.

Mehrere Redner forderten die Aktionäre auf, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Ein Antrag, dem Aufsichtsratschef Clemens Börsig die Versammlungsleitung zu entziehen, wurde abgelehnt. Der bisherige Finanzvorstand Börsig war nach dem Rücktritt des früheren Vorstandssprechers und Aufsichtsratschef Rolf Breuer Anfang April an die Spitze des Gremiums berufen worden.

Unklarheit bestand bis jetzt darüber, ob sein alter, bis 2010 laufender Vertrag ausbezahlt wird. Jetzt teilte die Bank mit, Börsig erhalte stattdessen bis 2010 eine Vergütung von jährlich 3,65 Millionen Euro, für seine Pensionsansprüche würden insgesamt drei Millionen Euro zurückgestellt.

Die Bank nannte auf Anfrage auch die Gesamtvergütung für das Group Executive Committee, das erweiterte, um den Vorstand herum angesiedelte Führungsgremium. Die Mitglieder des GEC, die nicht im Vorstand sitzen, verdienten 2005 etwa 90 Millionen Euro, das entsprach ungefähr den Vergütungen von 2003, als das Gremium allerdings ein Mitglied weniger hatte.

Über weite Strecken bestimmte der juristische Dauerstreit zwischen dem Medienunternehmer Leo Kirch und Breuer, der selbst nicht anwesend war, die Hauptversammlung.

Mehrere Vertreter Kirchs erhoben in Redebeiträgen umfangreiche Vorwürfe gegen Breuer und die Bank im Zusammenhang mit der Pleite der Kirch-Gruppe. Aktionärsvertreter wollten vom Aufsichtsrat zudem wissen, ob die Bank eine Nachfolgeregelung für Josef Ackermann habe, falls dieser in dem im Herbst zur Neuauflage kommenden Mannesmann-Prozess verurteilt werden sollte. Aufsichtsratschef Börsig sagte dazu, er gehe davon aus, dass Ackermann bis 2010 Vorstandschef bleibe. "Wir führen keine Kronprinzendiskussion."

© SZ vom 02.06.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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