Hauptversammlung bei Siemens:Der Tag der Aussprache

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Siemens stellt sich den Aktionären: Was die Anteilseigner zur Aufklärung im Korruptionsskandal, zum neuen Mann an der Unternehmensspitze und zur Zukunft des Konzerns sagen im sueddeutsche.de-Video.

M. Kammermayer und A. Sümeg

Ein turbulente Hauptversammlung sieht anders aus. Brav warten die ersten der mehr als 40 gemeldeten Redner, bis sie an die Reihe kommen - und halten sich an die knappe Zeit am Pult. Keiner brüllt, keiner droht. Vielleicht liegt es daran, dass sowohl der neue Vorstandschef Peter Löscher als auch Aufsichtsratschef Gerhard Cromme die 10.000 Eigentümer in der Olympiahalle in langen Reden beschwichtigt haben.

Cromme hat die Botschaft in der Tasche, dass er demnächst mit der US-Börsenaufsicht über eine milde Strafe für das korruptionsgeschüttelte Unternehmen verhandelt. Löscher setzt auf Trauer und Härte. "Ich stehe für absolute Kompromisslosigkeit im Umgang mit Verstößen gegen Recht und Gesetz", sagt er. Aber auch: "Wir werden noch Jahre brauchen, bis wir diese Krise endgültig überwunden haben."

Die Aktionäre in der Münchener Olympiahalle reagieren zögernd. Die für Hauptversammlungen übliche Dramaturgie will es, dass zunächst zwei Fondsmanager das Wort ergreifen. Henning Gerhardt von der DWS ist zornig über die Vorstandsgehälter. "Es hat uns extrem irritiert, dass verantwortliche Manager auch noch Gehaltserhöhungen erhalten haben."

Routinierte Redner

Die Vertreter der Kleinaktionärsverbände SdK und DSW halten ihre Reden mit Routine. Ruhig sagt SdK-Vertreter Harald Petersen: "Was in der Vergangenheit geschah, ist ein Verbrechen sowohl an Aktionären als auch an den Mitarbeitern." Anwältin Daniela Bergdolt, die für die DSW spricht, bringt es auf den Punkt: "Das Image von Siemens ist nachhaltig ramponiert. Der erlittene Schaden wird noch über Jahre an Siemens hängen."

Aber viele Kleinaktionäre sind des permanenten Alarms im Unternehmen offenbar überdrüssig. Viele sind gar nicht erst angereist, die Besucherzahl ist ein Drittel geringer als im Vorjahr. Die doch kommen, sehen den Anti-Korruptionskampf bei Löscher und vor allem bei Cromme in guten Händen. Der frühere ThyssenKrupp-Manager sei ein "Präsident aus Stahl", den Siemens brauche, sagt Hans-Martin Buhlmann. Die schwarzen Schafe müssten benannt und zur Rechenschaft gezogen werden. "Es geht nicht nur ums Bellen, sondern auch ums Beißen", sagt Petersen.

Viele stören nur die hohen Kosten für die Arbeit der internen Ermittler wie die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton, die jeden Arbeitstag mehr als 1,7 Millionen Euro verschlingt.

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