Harter Sanierungskurs:Wolfgang Bernhard muss VW gesundsparen

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Der frühere DaimlerChrysler-Manager wird schon im Sommer und damit Monate vor der bisherigen Planung Chef der defizitären Marke Volkswagen.

Von Meite Thiede

Der frühere DaimlerChrysler-Manager Bernhard gehört seit dem 1. Februar dem VW-Vorstand an und sollte nach bisherigen Angaben eigentlich erst am 1. Januar 2006 die Verantwortung für die kränkelnde Hauptmarke übernehmen.

Konzernchef Bernd Pischetsrieder sagte bei der Bilanzvorlage, Bernhard werde lange vor dem Termin den Job übernehmen. Der genaue Tag stehe bereits fest, und sowohl Bernhard als auch er selbst wüssten ihn, aber er wolle den Termin noch nicht öffentlich nennen.

Viel Arbeit

"Das ist eine Stilfrage mehr als alles andere", sagte Pischetsrieder. In Unternehmenskreisen hieß es, dass Bernhard noch vor der Automesse IAA Anfang September offiziell seine Sanierungsarbeit startet.

Über seine Pläne schwieg Bernhard. "Ich fühle mich in dem Unternehmen sehr wohl und bin gerade dabei, mich einzuarbeiten", sagte er nur.

Pischetsrieder meinte, Bernhard sei zwar derzeit ein "Minister ohne Ressort, aber nicht ein Minister ohne Ideen". Er werde "durch seine Dynamik, seine Ideen und seine Persönlichkeit das Unternehmen vorantreiben".

Auf Bernhard wartet viel Arbeit. Die Markengruppe Volkswagen, zu der auch Skoda, Bentley und Bugatti gehören, hat im vergangenen Jahr operativ 44 Millionen Euro verloren, nach einem Gewinn von 486 Millionen Euro im Vorjahr.

Den wesentlichen Beitrag zum Konzernergebnis von 1,62 Milliarden Euro hatte die von Martin Winterkorn geführte Markengruppe Audi (einschließlich Seat und Lamborghini) mit 1,23 (Vorjahr: 1,11) Milliarden Euro geliefert.

Nach Umsatz und Absatz betrachtet, sieht das Verhältnis aber ganz anders aus: Die Markengruppe VW steht für mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes von 88,96 Milliarden Euro und sogar für 70 Prozent des Absatzes von 5,14 Millionen Autos.

Mit einer Ergebnisprognose für 2005 hielt sich Pischetsrieder zurück. "Wir wissen auch nicht, wie sich die Automobilmärkte entwickeln", sagte er. Die Planung basiere auf der Annahme, dass sich weder die Rahmenbedingungen noch die Stimmung in Deutschland signifikant bessern und sich das Problem steigender Rohstoffkosten noch verschärft.

Deshalb müsse der Konzern nachhaltig die Kosten senken. Das Sparprogramm mit dem Namen Formotion hat im vergangenen Jahr bereits 1,6 Milliarden Euro für das Ergebnis gebracht, vor allem durch massive Investitionskürzungen.

Ohne diese Anstrengungen wäre allerdings auch kaum ein positives Konzernergebnis möglich gewesen. In diesem Jahr sollen nun weitere 3,1 Milliarden Euro gespart werden. So könne es gelingen, das operative Konzernergebnis 2005 zu verbessern, sagte Pischetsrieder.

Um wie viel es steige, hänge dann von den externen Umständen ab. Das Ergebnis des ersten Quartals werde allerdings - wie schon im Vorjahr (329 Millionen Euro) - "nicht befriedigend" ausfallen. In den ersten beiden Monaten stagnierten die Verkäufe des Konzerns bei etwa 687000 Fahrzeugen. In China wurden 33000 Autos weniger verkauft als im Vorjahr, auf allen anderen Märkten 30000 Autos mehr.

Verluste in Nordamerika

Pischetsrieder rechnet für 2005 mit steigendem Absatz, nachdem im vergangenen Jahr 5,14 (5,02) Millionen Autos verkauft worden waren. Herbe Verluste hat der Konzern im vergangenen Jahr in Nordamerika eingefahren.

Sie stiegen von 168 auf 907 Millionen Euro. Zum einen ist der US-Markt besonders stark von Rabattschlachten geprägt, an denen sich auch VW - wenn auch moderat - beteiligt hat. Zum anderen hat der schwache Dollar das Ergebnis belastet.

Der Konzern will zum Gegensteuern das mexikanische Werk in Puebla besser auslasten, was durch den Bau des Jetta für den amerikanischen und europäischen Markt bis Ende 2006 gelingen soll. VW versucht auch, mittelfristig im Dollarraum mehr einzukaufen.

Zum ersten Mal hat Volkswagen die Bezüge des Konzernchefs ausgewiesen. Pischetsrieder verdiente 2,63 Millionen Euro, davon 831479 Euro als Fixum inklusive Sachleistungen wie der Überlassung eines Autos, sowie 1,8 Millionen Euro als variable Sondervergütung.

Was Pischetsrieder im Vorjahr verdient hatte, als der Konzern noch ein besseres Ergebnis erwirtschaftet hatte, steht allerdings nicht im Geschäftsbericht. Der gesamte Vorstand erhielt insgesamt 11,6 Millionen Euro.

© SZ vom 09.03.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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