Harte Linie setzt sich durch:Opec drosselt Öl-Förderung trotz hoher Preise

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Trotz hoher Preise und massivem Druck aus den USA drosseln die Opec-Länder mit sofortiger Wirkung ihre Ölförderung. Allerdings hat die Entscheidung des Kartells den Öl-Preis vorerst nicht weiter in die Höhe getrieben, da die Märkte sich bereits auf die Entscheidung eingestellt hatten.

Von Gerd Zitzelsberger

Bei dem außerordentlichen Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) am Mittwoch in Wien hat sich eine harte Linie durchgesetzt. Selbst Saudi-Arabien, das normalerweise eine etwas verbraucherfreundlichere Position vertritt, präsentierte sich als Falke.

Drosselgemeinschaft: Das 130. Treffen der Organisation erdölfördender Staaten (Opec) in Wien. (Foto: Foto: AP)

Beobachter sprachen sogar davon, dass der weltgrößte Öl-Produzent sich besonders für eine Drosselung eingesetzt habe. Damit wird auf jeden Fall die Mehrheit der Opec-Staaten an diesem Donnerstag die Produktions-Kürzungen in Kraft setzen, die bei einem Treffen im Februar in Algier vereinbart worden waren.

Die Folgen von Algier

Der Beschluss, die Öl-Förderung zu drosseln, war hinter den Kulissen speziell von den Vereinigten Staaten kritisiert worden, und er ist selbst innerhalb der Opec umstritten. Die Preise liegen derzeit weit über dem Ziel-Korridor, den die Organisation selbst gesetzt hatte. Etliche Opec-Mitglieder allerdings halten den Zielkorridor wegen der Dollar-Schwäche für obsolet.

Die meisten Mitgliedsstaaten würden an den beschlossenen Kürzungen festhalten, sagte der libysche Ölminister Fethi bin Chetwane am Rande des Treffens. Ein iranisches Delegationsmitglied meinte, es sei einfach zu spät, um die Vereinbarung von Algier rückgängig zu machen.

Spekulative Käufe als Preistreiber?

Lediglich Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate plädierten dafür, die Kürzung auszusetzen und abzuwarten, ob der Markt sich abkühlt. Ein saudischer Delegierte sagte dagegen, physisch sei der Markt mit Öl gut versorgt, die Preise lägen nur wegen spekulativer Käufe so hoch. Bliebe die Förderung unverändert, komme es in vier bis acht Wochen wegen des jahreszeitlich niedrigen Verbrauchs zu einer Öl-Schwemme.

Die Opec hatte im Februar vereinbart, dass ihre zehn Mitgliedsstaaten - der Irak als elfter nimmt an den Abstimmungen noch nicht wieder teil - ihre Produktion um 4,1 Prozent oder eine Million Barrel täglich drosseln. Überdies sollen die Länder ihre jeweiligen Fördergrenzen genauer einhalten. Dies könnte das Angebot sogar um bis zu 6,4 Prozent oder 1,5 Millionen Barrel zusätzlich verringern.

Fachleute erwarten Geheimverkäufe

Allerdings glauben Fachleute, dass die Opec-Länder dem Reiz hoher Preise nur teilweise widerstehen können und insgeheim weiter über die offiziellen Fördergrenzen hinaus Öl verkaufen. Die amerikanische Regierung fürchtet, dass bei einer Förderdrosselung die ohnehin niedrigen Vorräte bis zu Beginn der Reisezeit nicht aufgestockt werden. Kurz vor der Präsidentschaftswahl wären die Amerikaner dann mit Rekordpreisen an den Tankstellen konfrontiert.

Die Rohöl-Notierungen hatten in den vergangenen Tagen kurzzeitig den höchsten Stand seit 13 Jahren erreicht. Am Mittwoch reagierten die Preise allerdings kaum noch auf die Verhandlungen der Opec in Wien, weil der Markt mit der Kürzung bereits gerechnet hatte. Am Abend notierte die europäische Leitsorte Brent dann sogar um drei Prozent niedriger.

Der Handel verlief nervös, nachdem es am Morgen zu einer Explosion in einer großen texanischen Raffinerie des Öl-Multis BP gekommen war. Der Brand war nach vier Stunden gelöscht, und am Abend sagte ein BP-Sprecher, dass 95 Prozent der Raffinerie, wenn auch mit gedrosselter Leistung, in Betrieb seien. Für einen Terror-Anschlag gebe es keinerlei Anzeichen.

Weitere Gründe für hohen Preis

Eine Ursache für die hohen Öl-Preise liegt in der unvorhergesehen starken Nachfrage Chinas. Die Internationale Energie-Agentur, eine Dachorganisation der Verbraucherstaaten, hat deshalb vor wenigen Tagen ihre Prognose für den weltweiten Verbrauch nach oben korrigiert.

Als zweite Hauptursache gelten politische Instabilitäten, besonders in Venezuela und Nigeria. Auf beide Länder zusammen entfallen 17 Prozent der Opec-Produktion. Auch der Export aus dem Irak gilt als anfällig, und generell reagiert der Ölmarkt auf kleine Mengenänderungen und großen Preissprüngen.

© SZ vom 1.4.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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