Hamburg bietet für Traditionsreederei:Ein Stück von Hapag-Lloyd

Lesezeit: 2 min

Der Hamburger Senat will sich mit einem dreistelligen Millionenbetrag an der Traditionreederei Hapag-Lloyd beteiligen. Nicht aus "romantischer Verklärung", sagt Finanzsenator Freytag - sondern um Arbeitsplätze zu retten.

Meite Thiede

Die Rettungsaktion für die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd (HL) wird jetzt auch mit staatlichem Geld unterstützt: Einen dreistelligen Millionenbetrag will die Stadt Hamburg in die Hand nehmen, um sich an dem Kaufgebot eines Hamburger Konsortiums zu beteiligen, sagte Finanzsenator Michael Freytag am Dienstag. Das habe der Senat so beschlossen.

Containerschiff der Reederei Hapag-Lloyd: "Nicht nur gute Worte." (Foto: Foto: dpa)

"Wir wollen die Aktion nicht nur mit guten Worten, sondern auch mit Taten begleiten", begründete er das Engagement. "Der Senat ist entschlossen, für die Arbeitsplätze in der Stadt zu kämpfen."

Grundsätzlich sehe er es zwar nicht als die Aufgabe der Stadt an, Industriepolitik zu betreiben; "aber wenn ein zentrales Unternehmen bedroht ist, dann springen wir ein". Das sei hier der Fall.

HL gehört zum Tui-Konzern, dessen Vorstand die Schifffahrtstochter auf Drängen eines Großaktionärs verkaufen will. Unter den mehr als zehn Interessenten finden sich auch international operierende Reedereien. Ein Wettbewerber als Käufer würde die Entscheidungsfunktionen vermutlich aus Hamburg abziehen, meinte der Senator. Dann seien die Arbeitsplätze in Gefahr. Hapag-Lloyd beschäftigt insgesamt 7500 Menschen, davon 2000 in der Hansestadt.

Entscheidung bis Ende September

Konkreter wollte Freytag sich über die geplante Investitionssumme nicht äußern. Der Wert des Schifffahrtsunternehmens wird auf drei bis fünf Milliarden Euro geschätzt. Die Beteiligung der Stadt könne nur ein Baustein sein, sagte Freytag. Der größte Teil der Investition müsse von Privaten getragen werden. Eine Gruppe von Kaufleuten will die zum Verkauf stehende Tui-Tochter erwerben, um zu verhindern, dass sie in ausländische Hände gerät. Sie haben aber kein Interesse daran, sich auch öffentlich dazu zu bekennen. Lediglich der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne hat mitgeteilt, dass er sich mit bis zu 25 Prozent an dem Gebot beteiligen würde. Kühne hat vor Jahren zwar seinen Konzern in die Schweiz verlegt, aber seine Wurzeln liegen in Hamburg.

Bis zum 21. Juli müssen die Bieter dem Tui-Konzern eine erste Preisvorstellung nennen. Freytag erwartet, dass das Bieterverfahren nach mehreren Runden im September endet und Ende des Monats dann eine Entscheidung gefällt wird.

Kein Geld aus Berlin

Die Entscheidung für eine Beteiligung habe nichts mit "romantischer Verklärung" zu tun, sagte Freytag. Hapag-Lloyd sei ein Juwel und ein gut geführter Konzern. Außerdem könne er sich auf den Sachverstand der Kaufleute verlassen, die mit im Boot säßen und stets mit spitzem Bleistift rechneten. In dem Konsortium seien äußerst erfolgreiche Kaufleute, versicherte er. "Mondpreise" werde Hamburg nicht akzeptieren; es werde auch kein politischer Preis gezahlt; Hamburg werde nur "im Rahmen rationaler Kategorien" mitbieten: "Am Ende geht es um eine wirtschaftliche Lösung."

Finanzielle Unterstützung der Bundesregierung kann Hamburg allerdings nicht erwarten. Das hatte Dagmar Wöhrl, Koordinatorin der Regierung für die Maritime Wirtschaft, in der vergangenen Woche klargestellt. Allerdings werde das Hamburger Engagement unterstützt: Ein Verkauf ins Ausland sei nicht im Interesse der Bundesregierung.

Freytag glaubt nicht, dass eine - ohnehin geplante - Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes zum Schutz strategisch wichtiger Unternehmen als "Joker" im Kampf um HL ins Spiel gebracht werden muss. Er setzt auf die abschreckende Wirkung, die ein Engagement der Stadt auf ausländische Interessenten haben kann. Es könne schon sein, dass nun der Eindruck entstehe, dass jeder, der das Konsortium überbiete, sich damit gegen die Stadt stelle. Sein Wirtschaftskollege Axel Gedaschko hatte am Freitag deutliche Worte dafür gefunden: Ein Verkauf ins Ausland sei ein unfreundlicher Akt, hatte er gesagt.

© SZ vom 09.07.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: