Gutes Ergebnis:Bahn überrascht mit hohen Gewinnen im Nahverkehr

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Mit ihren Regionalzügen erwirtschaftete die Bahn einen deutlich höheren Überschuss als geplant. Der Vorstand hält dennoch daran fest, die Tickets zu verteuern

Von Klaus Ott

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) hat sich am Donnerstag hinter Vorstandschef Hartmut Mehdorn und dessen Strategie gestellt.

Fährt gewinnbringend: Ein Regionalzug der Bahn. (Foto: Foto: ddp)

Man unterstütze ausdrücklich den Kurs, den Konzern wie geplant in die Gewinnzone zu führen und mittelfristig an die Börse zu bringen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Frenzel.

Wichtig sei es jetzt, die teilweise Privatisierung die Staatsunternehmens in Ruhe vorzubereiten. Bundesregierung und Aufsichtsrat hatten kürzlich entschieden, den von Mehdorn bis zur Bundestagswahl im Herbst 2006 beabsichtigten Börsengang zu verschieben. Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte den Zeitraum bis 2008 als neues Ziel.

Stolpe muss entscheiden

Mehdorn kündigte an, die DB werde nach mehreren Jahren mit teils hohen Verlusten für 2004 ein "deutlich positives Ergebnis" präsentieren.

Laut internen Unterlagen liegt das vor allem am Unternehmensbereich Regionalverkehr (DB Regio). Von Januar bis einschließlich August 2004 erzielte die Bahn mit ihren Regionalzügen und dem Großteil der S-Bahnen einen Überschuss von 310,8 Millionen Euro (die S-Bahnen in Berlin und Hamburg sind dem Konzernbereich Stadtverkehr zugeordnet).

Das sind knapp 62 Millionen Euro mehr geplant und über 100 Millionen Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für das ganze Jahr will die DB Regio nach der neuesten Vorschau einen Gewinn von 466,9 Millionen Euro ausweisen.

Preiserhöhung beantragt

Der Vorstand bekräftigte im Aufsichtsrat die Absicht, für die Fahrscheine von Ende 2004 an sowohl im Fern- wie auch im Nahverkehr mehr zu verlangen. Beim Regierungspräsidium Darmstadt hat die DB mittlerweile eine Preiserhöhung zwischen drei und vier Prozent für die regulären Tickets sowie die Wochen- und Monatskarten bei den Regionalzügen beantragt.

Das Regierungspräsidium koordiniert die Verhandlungen der DB mit den 16 Bundesländern, die nach Angaben von Bayerns Verkehrsminister Otto Wiesheu den Antrag aber mehrheitlich ablehnen werden.

Die Länder sollen sich bis zum 20. Oktober in Darmstadt äußern. Sie organisieren den Nahverkehr und bestellen die von ihnen gewünschten Zugverbindungen. Dafür erhält die DB Regio in diesem Jahr 4,25 Milliarden Euro von den Ländern.

Die Geschäftsentwicklung bei den Regionalzügen widerlege die Behauptung des Bahnvorstandes, wegen steigender Kosten müssten auch hier die Preise erhöht werden, sagte Wiesheu der Süddeutschen Zeitung.

Die DB habe zuletzt Ende 2003 die Tickets verteuert; zusammen mit der neuen Preisrunde würden die Tickets im Nahverkehr dann insgesamt fast acht Prozent mehr kosten. "Das ist zu viel", sagte Wiesheu und sprach von einer "falschen Strategie".

Das Bahn müsse versuchen, mit attraktiven Angeboten, pünktlichen Zügen und einem besseren Service mehr Fahrgäste in die Züge zu holen. "Es ist mir recht, wenn die Bahn mehr Gewinn macht, aber bitte mit mehr Kunden und nicht mit höheren Preisen." Die Verkehrsminister der Länder treffen sich nächste Woche mit Bahnchef Mehdorn und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe.

Defizit bei den Fernzügen

Stolpe hat bei der Preiserhöhung im Nahverkehr das letzte Wort. Er dürfe den Antrag der DB "nicht durchwinken", sondern müsse die Zahlen genau prüfen, forderte Wiesheu.

Große Sorge bereitet der Bahn das nach wie vor hohe Defizit bei den Fernzügen. Laut internen Papieren könnte das auch dazu führen, dass sich die Modernisierung der 59 Züge der ersten ICE-Generation verzögert, die seit 1991 fahren.

Die DB will es sich 178 Millionen Euro kosten lassen, den Komfort für die Kunden erhöhen. Der Umbau sollte 2004 beginnen. Nunmehr werden eine Verschiebung auf April 2004 und eine deutlich längere Umbauphase erwogen, um die Investitionen zu strecken.

Die DB hat 196 ICE im Einsatz. Ein DB-Sprecher erklärte, man wolle in Kürze einen Zeitplan für die Renovierung der ICE-1 mitteilen.

© SZ vom 8.10.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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