Gründer:Ausgerockt

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Nach mehreren großen Deals im Jahr 2015 haben deutsche Gründer im vergangenen Jahr weniger Geld eingesammelt, wie EY herausfand.

Von Elisabeth Dostert, München

Die deutschen Gründer haben im vergangenen Jahr in der Summe weniger Geld bekommen als im Vorjahr. Dafür bekamen deutlich mehr junge Unternehmen - insgesamt 455 - Kapital, und die Zahl der Finanzierungsrunden stieg. Das geht aus dem Start-up-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma Ernst & Young hervor. Demnach steckten die Investoren 2,2 Milliarden Euro in deutsche Start-ups, das war fast ein Drittel weniger als im Vorjahr, das von etlichen Mega-Deals profitierte. So hatte Rocket Internet, die Gründerschmiede der Samwer-Brüder, ein Jahr nach dem Börsengang nur so mit Geld um sich geworfen. Allein 287 Millionen Euro steckte sie im Februar 2015 in den Lieferdienst Delivery Hero mit Marken wie Lieferheld und Foodora. Während es 2015 acht Transaktionen mit einem Volumen von 100 Millionen Euro und mehr gegeben hatte, gab es 2016 keinen einzigen Deal dieser Größe. Den Spitzenplatz nahm 2016 der Studie zufolge der Kochboxen-Anbieter Hello Fresh aus der Gründerwelt der Samwers ein. Das Start-up holte sich im Dezember 85 Millionen Euro bei Investoren.

EY-Experte Peter Lennartz beurteilt die Entwicklung in Deutschland dennoch positiv, vor allem weil es deutlich mehr Finanzierungen in einer frühen Gründungsphase gab. Je mehr Gründungen und je mehr Seed-Finanzierungen es gebe, desto größer sei die Chance, dass aus einer höheren Anzahl von Start-ups erfolgreiche Mittelständler oder sogar Unicorns würden, also Start-ups, die eine Milliarde Dollar oder mehr wert sind, erläutert Lennartz.

Knapp die Hälfte des Geldes floss 2016 nach Berlin, das damit seinen Spitzenplatz in Deutschland behauptete. Im Vorjahr hatten die Gründer in der Hauptstadt noch 2,2 Milliarden Euro eingesammelt. In das zweitplatzierte Bundesland Bayern flossen knapp 530 Millionen Euro, das waren fast 90 Prozent mehr als im Vorjahr.

In ganz Europa konnten die Gründer knapp zwölf Milliarden Euro einsammeln, elf Prozent weniger als vor Jahresfrist. Je nachdem, welches Maß gilt, fällt die Rangliste unterschiedlich aus. Bei der Zahl der Deals lag Frankreich vor Großbritannien und Deutschland. Beim Transaktionswert führt Großbritannien mit insgesamt 3,74 Milliarden Euro vor Deutschland und Frankreich. Seinen Titel als Europas Start-up-Hauptstadt, gemessen am Investitionsvolumen, musste Berlin abgeben. Vorne liegt London, auf den Plätzen folgen Paris und Stockholm, dann kommt Berlin. Unter die stärksten zehn europäischen Städte schaffte es auch noch München. Stockholm verdankt seinen dritten Platz einer rund 900 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde für den Musik-Streamingdienst Spotify.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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