Größte Aktienversteigerung aller Zeiten:Google vor dem Start an der Börse

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Googles Börsengang steht unmittelbar bevor. Die Aktien der weltweit bekannten Suchmaschine werden voraussichtlich bereits am Mittwoch erstmals unter dem Symbol GOOG an der Nasdaq gehandelt.

Von Antonie Bauer

Google hatte die US-Börsenaufsicht SEC gebeten, seine Registrierung am Dienstagnachmittag amerikanischer Zeit für wirksam zu erklären. Erst damit war die formale Voraussetzung für die größte Aktienversteigerung aller Zeiten geschaffen. De facto lief sie aber schon seit der vergangenen Woche, als die Registrierung der Bieter endete.

Die US-Technologiebörse Nasdaq am New Yorker Times Square. (Foto: Foto: dpa)

Deshalb erwarteten Beobachter am Dienstag auch ein schnelles Ende: Der Börsenkandidat warnte Interessenten, dass ihnen nach der Wirksamkeitserklärung möglicherweise nur noch eine Stunde bleibe, um ihr Gebot zu ändern. Danach müssten sie jederzeit mit einer E-mail rechnen, in der Google es akzeptiere.

Neuland

Üblicherweise geben Unternehmen innerhalb einer Stunde nach der Wirksamkeitserklärung ihren Aktien-Ausgabepreis bekannt. Google betrat mit seiner Versteigerung allerdings Neuland, was die Abwicklung schwieriger machte als bei einem herkömmlichen IPO. Bei der Versteigerung durften nur Amerikaner mitmachen. Sobald die Suchmaschine an der Nasdaq notiert ist, können auch Deutsche ihre Aktien kaufen.

Das Unternehmen bringt insgesamt 25,7 Millionen Aktien an die Börse. 14,1 Millionen Papiere stammen aus einer Kapitalerhöhung, von den restlichen trennen sich Alteigentümer.

Milliardenzuflüsse

Der Ausgabepreis ergibt sich aus den Geboten während der Versteigerung; als Richtschnur hatte das Unternehmen eine Spanne von 108 bis 135 Dollar angegeben. Damit würden der Firma und den Alteigentümern bis zu 3,5 Milliarden Dollar zufließen; insgesamt wäre sie zwischen 29 und 36 Milliarden Dollar wert.

Der etwas größere Konkurrent Yahoo hat derzeit eine Marktkapitalisierung von rund 38 Milliarden Dollar. In den vergangenen Tagen haben sich allerdings die skeptischen Stimmen gemehrt, die Google einen Ausgabepreis am unteren Rand der Spanne oder sogar darunter prognostizierten.

Manche Beobachter hielten das allerdings wiederum für Taktik: Bieter versuchten, den Preis zu drücken, indem sie die Aktie herunterredeten. Zudem interpretierten sie das baldige Ende der Auktion als positives Signal.

Unumstritten ist, dass derzeit die Stimmung für Internet-Aktien nicht sonderlich gut ist; etliche Firmen haben in den vergangenen Wochen sogar ihre Börsengänge abgesagt. Zudem hat Google selbst mit einer ganzen Reihe von Patzern die Anleger verschreckt.

Zuletzt hatte es mit einem Playboy-Interview Furore gemacht - so etwas kann gegen die Schweigepflicht vor einer Aktienemission verstoßen. Die SEC drückte ein Auge zu, Google musste allerdings den Artikel komplett in seinen Börsenprospekt aufnehmen und einige Falschangaben berichtigen.

Formlose Untersuchung

In einem anderen Fall ermittelt die Börsenaufsicht jedoch: Sie hat eine formlose Untersuchung begonnen, weil Google jahrelang Aktien und Optionen ausgegeben hatte, ohne sie ordnungsgemäß zu registrieren. Dem Unternehmen kann deshalb eine Geldstrafe drohen; zudem könnten Aktionäre vor Gericht ziehen. Um den Schaden zu begrenzen, hat Google den Rückkauf der - zumeist sehr billig ausgegebenen - Papiere angeboten.

Was Google mit dem frischen Kapital anfangen will, hat das Unternehmen bislang nicht verraten; im Börsenprospekt heißt es, dass netto bei einem Aktienpreis von 121,50 Dollar rund 1,67 Milliarden Dollar eingenommen würden, für die es derzeit keine besonderen Pläne gebe. Google werde das Geld voraussichtlich für "allgemeine Unternehmenszwecke" einsetzen; mit einem Teil davon könnte die Firma auch passende Unternehmen oder Technologien zukaufen. Dazu gebe es aber bislang keine Vereinbarungen.

Andere Spielregeln als sonst

Börsianer warten nun mit Spannung auf die Erstnotiz, die anderen Spielregeln gehorcht als sonst. Da die Aktie versteigert wurde und alle Interessenten Titel erhalten haben, dürfte das Papier kaum Kurssprünge machen.

Wenn Skeptiker Recht behalten, könnte der Kurs abstürzen: Auktionstheoretiker warnen vor dem "Fluch des Gewinners". Er bedeutet, dass sich in Versteigerungen die größten Optimisten durchsetzen und die Preise übermäßig hochtreiben.

© SZ vom 18.08.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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