Grenzüberschreitender Euro:Von Monaco bis zu den Azoren

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Gut fünf Jahre nach seiner Einführung ist der Euro mehr als nur die Gemeinschaftswährung von zwölf Ländern der Europäischen Währungsunion (EWU). In weiteren 16 Staaten und Regionen ist der Euro gesetzliches oder zumindest offizielles Zahlungsmittel.

Von Simone Boehringer

In Osteuropa ist die Handhabung sehr unterschiedlich. Zwar horten die Menschen in Balkanländern wie Serbien und Bosnien die Euro-Scheine ähnlich wie früher die D-Mark unter der Matratze. In Serbien ist die Annahme von Euros anstelle des heimischen Dinars in Läden und Restaurants allerdings offiziell untersagt.

Dagegen bezahlen die Bosnier schon seit DM-Zeiten mit der konvertibilna Marka - wie der Name schon andeutet, war der Wechselkurs fest an die D-Mark gezurrt und schwankt daher auch zum Euro nicht.

Aktuelle Statistiken darüber, welcher Anteil der Euro-Bestände außerhalb der Währungsunion zirkuliert, gibt es nicht. Die Bundesbank geht davon aus, dass die externe Nachfrage nach dem Euro als Rechtsnachfolger der D-Mark in ähnliche Dimensionen hineinwachsen wird; zwischen 30 und 40 Prozent des DM-Bestandes war Schätzungen zufolge außerhalb Deutschlands im Umlauf gewesen.

Den Wert-Anteil der Euro-Zirkulation in den zehn Beitrittsstaaten beziffern Experten derzeit allerdings auf höchstens zwei bis drei Prozent. Ein Grund dafür: Währungen wie die slowakische oder die tschechische Krone haben tendenziell Aufwertungspotenzial gegenüber dem Euro.

Anders als noch Anfang der neunziger Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die Menschen in diesen Ländern deshalb keinen Anlass, Euros zu horten. Wer nach Slowenien fährt, muss nach wie vor Tolar einwechseln, und in Kroatien beherrscht der Kuna das tägliche Leben.

In Polen wird vorwiegend in Zloty gerechnet, im Grenzgebiet zu Deutschland allerdings sind die Preise auch zunehmend in Euro ausgezeichnet. Und aus Ungarn, dessen Forint zuletzt unter anderem wegen eines hohen Staatsdefizits unter Druck geraten ist, wird berichtet, dass Langfristanlagen wie Immobilienfonds oder auch Mietpreise in Großstädten öfter in Euro ausgezeichnet werden.

Euros gegen Devisen

In dem UN-Protektorat Kosovo sowie der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik Montenegro gibt es allerdings auch zwei osteuropäische Gebiete, in denen praktisch nur mit Euro bezahlt werden kann. Beide Regionen haben die Gemeinschaftswährung ohne vertragliche Abkommen mit der EU als offizielles Zahlungsmittel eingeführt.

Auch dort hatte die D-Mark seinerzeit das Wirtschaftsleben maßgeblich bestimmt. Dieselbe Entscheidung traf der Zwergstaat Andorra, wo zuvor wahlweise in französischen Franc oder spanischen Peseten bezahlt werden konnte. Anders als die EWU-Mitglieder müssen sich Montenegro, der Kosovo und Andorra ihre Euro-Bestände allerdings gegen Devisen, Gold oder Wertpapiere am Kapitalmarkt kaufen.

Landeswährung ist der Euro in Europa auch in San Marino, dem Vatikan sowie Monaco. Alle drei haben den Euro über den Umweg einer bestehenden Währungsverbindung mit Italien beziehungsweise Frankreich eingeführt.

In Monaco war seit 1925 der französische Franc gesetzliches Zahlungsmittel und wurde als solches durch den Euro ersetzt. Im Vatikan wurde seit 1929 in Lira gerechnet, daher seit 1999 auch in Euro. Im mittelitalienischen San Marino gab es zwar die landeseigene Währung Libertas. Doch prägte die Lira das tägliche Leben der 5000 Einwohner, weshalb man mit der Euro-Einführung beschloss, das eigene Geld endgültig aufzugeben.

Im Zuge der Währungsunion eingeführt wurde die europäische Währung zudem in den vier Übersee-Departments Französisch-Guyana, Guadeloupe, Martinique und Réunion. Sie gehören zum französischen Staatsgebiet und hatten daher den Franc als gesetzliches Zahlungsmittel. Unter den französischen Territorialgebieten nutzen zudem noch Mayotte und St.-Pierre-et-Miquelon den Euro als offizielle Währung, ebenso wie die beiden nordafrikanischen Enklaven Spaniens, Ceuta und Melilla, sowie die portugiesischen Ableger Madeira und die Azoren.

Das Privileg, eigenes Euro-Geld auszugeben, haben außerhalb der EWU jedoch nur drei Staaten: Der Vatikan, Monaco und San Marino dürfen eigene Münzen prägen. Wegen der geringen Auflagen dürfte dabei der Sammlerwert oft höher liegen als der Geldwert.

© SZ vom 14.4. 2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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