Grammer:Treffen ohne Hastor

Lesezeit: 1 min

Hier entsteht ein Fahrersitz: Blick in die Produktion beim Autozulieferer Grammer in Kümmersbruck in Bayern. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner lädt zum Krisentreffen wegen des Zulieferers - doch die Miteigentümer kommen nicht.

Von Max Hägler, München

Schlimmer kann es eigentlich nicht werden im Verhältnis zwischen einem Investor und einem Vorstandsvorsitzenden: Das "Tischtuch" zwischen seiner Mandantschaft und dem Grammer-Chef Hartmut Müller sei zerschnitten, polterte am Wochenende ein Anwalt der Familie Hastor und deren Prevent-Konzern, der sich an dem Autozulieferer Grammer beteiligen will. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Amberg in der Oberpfalz stellt unter anderem Kopfstützen und Autositze her - und befindet sich seit Jahreswechsel in einer intensiven Auseinandersetzung mit dem ungeliebten Investor.

Die Arbeitsplätze müssen wieder im Mittelpunkt stehen, fordert die Wirtschaftsministerin

Doch nun gelang es der bayerischen Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), zumindest zwei der drei Protagonisten zu versammeln. Am späten Dienstagnachmittag trafen sich Firmenvertreter wie auch Vertreter der Investoren zu einem Krisengipfel in München: Prevent-Geschäftsführer Christian Becker und Rechtsanwalt Wolfgang Bub auf der einen Seite. Grammer-Chef Müller samt der beiden Aufsichtsratsvorsitzenden auf der anderen. "Angesichts der Entwicklungen der letzten Monate ist es positiv, dass jetzt alle Beteiligten zu einem gemeinsamen Gespräch zusammenkommen", hatte Aigner im Vorfeld gesagt. Und dabei auch die Hoffnungen der bayerischen Staatsregierung deutlich gemacht: "Ich erwarte von den Gesprächspartnern, dass die Zukunft von Grammer und der Erhalt der Arbeitsplätze in den Mittelpunkt gestellt werden."

Allerdings fehlte bei dem Krisengipfel ein Mitglied der bosnisch-deutschen Familie Hastor. Eigentlich war im Gespräch, dass einer der beiden Söhne des Firmengründers teilnimmt. Dem Vernehmen nach hat er jedoch kurzfristig abgesagt. Ähnliches hatte zuletzt etwa auch der Autokonzern BMW erlebt, der - wie viele in der Branche - gerne mehr erfahren würde über die Ziele und die Motivation der Hastor-Familie, die im vergangenen Jahr für Wirbel sorgten. Damals brachte der Prevent-Konzern im Streit um Geld und Aufträge die Bänder bei Volkswagen zum Stillstand, weil eine Firma aus dem Konzern die Lieferung von Autoteilen einstellte.

Nun sind die Hastors auch bei Grammer beteiligt und halten mehr als 20 Prozent der Aktien. Bei der Hauptversammlung Ende Mai wollen sie Vorstand und Aufsichtsrat mit eigenen Leuten besetzen. Dahinter stehe aber nicht der Wunsch nach dem Abbau von Arbeitsplätzen, heißt es aus dem Umfeld der Familie. Man wolle schlicht nur die Rendite durch besseres Management erhöhen.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: