Google versus Amazon:Für immer dein Feind

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Der Internetkonzern Google blockiert seine beliebte Youtube-App auf Geräten des Rivalen Amazon. Google will damit erzwingen, dass der Konkurrent Amazon auch seine Produkte verkauft. Verlierer sind die Kunden.

Von Simon Hurtz und Jan Schmidbauer, München

Der Internetkonzern Google blockiert seine Videostreaming-App Youtube auf Geräten des Konkurrenten Amazon. Seit Dienstag müssen Besitzer des intelligenten Lautsprechers Echo Show auf andere Streamingdienste ausweichen. Künftig könnte Google seine Videoplattform auch auf dem Fire-TV blockieren. Nutzer des Streaming-Geräts von Amazon bekommen bereits einen entsprechenden Warnhinweis angezeigt: "Ab dem 1.1.2018 ist Youtube nicht mehr auf diesem Gerät verfügbar."

Mit der Aktion will Google seinen Konkurrenten abstrafen und unter Druck setzen. Der Internet-Versandhändler weigert sich, bestimmte Google-Produkte zu verkaufen, die er in ähnlicher Form auch selbst anbietet. Dazu zählt etwa Googles Streaming-Adapter Chromecast, der im Wettbewerb mit dem Fire-TV von Amazon steht. Google will erreichen, dass seine Produkte doch noch auf der Plattform des Onlinehändlers angeboten werden. "Amazon führt keine Google-Produkte wie Chromecast und Google Home, stellt Prime Video nicht für Nutzer von Google Cast zur Verfügung und hat letzten Monat aufgehört, einige der neuesten Produkte von Nest zu verkaufen", teilte Google mit. Diese "mangelnde Gegenseitigkeit" sei der Grund für die Blockade. Amazon warf Google vor, mit der Aktion einen "enttäuschenden Präzedenzfall zu setzen", indem es Amazons Kunden Zugriff auf eine öffentliche Website selektiv blockiere.

Amazon und Google geraten seit Jahren immer wieder aneinander. Ein Grund für den Konflikt ist die Tatsache, dass Amazon für seine Kindle-Fire-Tablets zwar auf Googles Android-Betriebssystem setzt, gleichzeitig aber den Zugang zu Googles Play-Store blockiert. Damit will das Unternehmen Nutzern sein eigenes System aufdrängen, um Geld mit dem Verkauf von Software zu verdienen und Kunden noch enger an sich zu binden. Im Gegenzug sperrte Google zeitweise die Prime-Video-App von Amazon. Im Play-Store, über den sich Besitzer von Handys und Tablets mit Android-Betriebssystem Apps herunterladen können, war die App nicht mehr erhältlich. Nutzer mussten sie sich aus dem Amazon-Store herunterladen und installieren.

Dass eine Einigung möglich ist, zeigt der Konflikt zwischen Amazon und Apple: Lange Zeit weigerte sich Amazon, Apples TV-Box zu verkaufen. Gleichzeitig verbannte Apple die Amazon-Video-App von seinen Geräten. Im vergangene Juni legten die beiden Konzerne ihre Fehde bei. Sie wollen die gegenseitige Blockade bald aufgeben. Beim Streit zwischen Google und Amazon verlieren alle: Youtube verliert Zuschauer, Amazon verliert möglicherweise enttäuschte Kunden, Videoproduzenten verlieren Publikum. Vor allem aber verlieren die Nutzer, die wegen des Streits der Konzerne schlechtere Produkte in Kauf nehmen müssen.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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